Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 24. August 2022
In diesem Artikel erfährst Du:
- wie neue Denkansätze Dir helfen können, Deine Situation anders zu bewerten
- welche Techniken Dir bei der Angstbewältigung helfen können
Ängste bei Krebs sind völlig normal. Allerdings können sie Dich belasten, Deine Lebensqualität verringern und auch krankhaft werden. Möglicherweise tragen große Ängste und Sorgen auch dazu bei, dass Du Deine Therapie nicht so gut verträgst oder durchhalten kannst.
Es ist daher sehr wichtig, dass Du mit Deinem Behandlungsteam über Ängste und Sorgen sprichst. Es kann Dir Tipps und Therapien vorschlagen. Eventuell helfen Dir Gespräche mit psychologischem Fachpersonal oder Treffen mit anderen Menschen in Deiner Situation, beispielsweise in einer Selbsthilfegruppe.
Ergänzend dazu kannst Du Dir die Mika-Themenreisen „Stress mindern“, „Kontrolle gewinnen“ und „Gefühle steuern“ ansehen. Auch die folgenden Tipps für andere Denkansätze und Techniken können Dich im Umgang mit Deinen Ängsten unterstützen.
Denkansätze:
- Erlaube Dir, Deine Prioritäten im Leben neu zu bewerten
Vielleicht gibt es Dinge, die Du jetzt gerne tun möchtest. Verschiebe sie nicht! - Genieße gute Momente intensiv
Ideen für gute Momente:- Lies ein gutes Buch.
- Triff Dich mit Menschen, die Dir guttun.
- Iss Dein Lieblingsessen.
- Wenn Du die Natur liebst, dann geh raus und genieße die Luft.
- Schau liebevoll auf Dein jetziges Leben
Die Situation ist gerade nicht leicht. Aber vielleicht kannst Du sie annehmen und auch hier die guten Momente finden. Nicht jeder Tag ist gleich. Schau zu den schönen Dingen, die sicherlich auch da sind. Du wirst sehen, dass sich dann auch mehr Zufriedenheit einstellen kann. - Plane nicht zu weit in die Zukunft
Versuche, Dir nicht zu viele Gedanken über die Zukunft zu machen. Natürlich sollst Du weiter träumen und Dich auf die Zukunft freuen. Doch konzentriere Dich jetzt auf die Gegenwart. - Erinnere Dich an Deine Stärken
Sicherlich gab es in Deinem Leben schon Situationen, die Dich gefordert haben und in denen Du Deine eigenen Stärken mobilisieren musstet. Vielleicht hast Du sogar jetzt schon ein konkretes Beispiel vor Augen. Erinnere Dich daran und glaube fest daran, dass Du auch diese Zeit mitgestalten und bewältigen kannst. Das wird Dir dabei helfen, der Angst die Stirn zu bieten.
Techniken zur Angstbewältigung:
- Entwickle Alternativgedanken oder mache einen Wirklichkeitsabgleich
Versuche, so objektiv wie möglich auf die Situation zu schauen. Ist es vielleicht gerade alles nur zu viel, was Dich belastet? Menschen neigen in angespannten Situationen dazu, in negativen Gedanken zu versinken. Deine Gedanken immer wieder mit der Realität abzugleichen, kann Dir helfen, das Grübeln zu unterbrechen.
Beispiele: Wie wahrscheinlich ist eine Metastase nach dem letzten unauffälligen CT-Befund? Spürst Du da wirklich einen seltsamen Knubbel oder hartes Gewebe – oder ist das vielleicht ganz normal und war schon immer so?
- Besinne Dich auf Deine Stärken
Du hast sicherlich viele Fähigkeiten, Kraftquellen und Stärken. Sie helfen Dir jetzt, die Erkrankung und damit verbundenen Bedenken besser in den Griff zu bekommen.
Beispiele: „Welche Strategien habe ich im Beruf oder in der Familie erlernt, um anstrengende Zeiten zu überstehen? Gibt es in meinem Umfeld vielleicht Menschen oder Gruppen, die mich unterstützen können?“
- Mach konkrete Pläne
Vielleicht denkst Du zu viel nach und möchtest eigentlich aktiver sein. Plane konkrete Dinge, die Du erledigen möchtest oder die Dir guttun.
Beispiele: Vereinbare einen Termin zur Abklärung neuer Symptome. Mache Dir klar, dass Du erst nach dem Termin sicher weißt, ob es Grund gibt, weitere Therapien zu veranlassen. Plane eine feste Zeit ein, in der Du Entspannungstechniken ausprobieren willst.
- Denke Deine Gedanken zu Ende
Wenn Du Dir Sorgen machst, dann versuche, nicht darin stecken zu bleiben. Suche nach Möglichkeiten, die Dir helfen können.
Beispiele: „Was ist meine größte Sorge, die eintreten kann und welche Strategien kann ich jetzt schon dafür entwickeln?“ Dies kannst Du mehrmals durchgehen, bis Du eine für Dich passende Lösung gefunden hast. Vielleicht hast Du auch Lust, das aufzuschreiben. So ist es leichter, die gedanklichen Fortschritte festzuhalten und nicht in kreisende Gedanken zu rutschen.
- Sprich Dir selber Mut zu
Du kennst Dich besser, als jeder andere Mensch in Deinem Umkreis. Sprich Dir gut zu und mach Dir selbst Mut.
Beispiele: „Welche Fakten kenne ich? Was ist mein Ziel? Möchte ich mich wirklich verrückt machen? NEIN – ich schaffe das und ich werde mich nicht unterkriegen lassen. Ich weiß, was mir guttut und wer oder was mir helfen kann.“
Zusammengefasst
Neue Denkansätze und Techniken zur Angstbewältigung können Dir dabei helfen, andere Perspektiven einzunehmen. Vielleicht kannst Du Deine Situation neu bewerten und so Ängste mindern. Gezielte Techniken können Dir dabei helfen, Deine Ängste besser zu kontrollieren.
Das kannst Du tun
- Sprich mit Deinem Behandlungsteam über Deine Ängste. Lass Dir geeignete Kontaktadressen geben.
- Nimm professionelle Unterstützung durch eine Psychoonkologin oder einen Psychoonkologen in Anspruch.
Quellen
- Bandelow, B. (2013). Das Angstbuch: woher Ängste kommen und wie man sie bekämpfen kann. Rowohlt Verlag GmbH.
- Verres, R. (2013). Krebs und Angst: subjektive Theorien von Laien über Entstehung, Vorsorge, Früherkennung, Behandlung und die psychosozialen Folgen von Krebserkrankungen. Springer-Verlag.
- Tausch, A. M. (2017). Gespräche gegen die Angst: Krankheit–ein Weg zum Leben. Rowohlt Verlag GmbH.