Prostatakrebs
Antihormontherapie bei Prostatakrebs

Antihormontherapie bei Prostatakrebs

Autor: Vincent Cochez
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 8. Juli 2024
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Nach dem Lesen des Artikels weißt Du: 

  • wie eine Antihormontherapie wirkt
  • wann die Therapie angewendet wird
  • welche Erfolge zu erwarten sind
  • welche Nebenwirkungen auftreten

Operation, Bestrahlung und Chemotherapie – diese Behandlungen helfen bei vielen Krebsformen. Bei Prostatakrebs steht Dir eine weitere Option offen: die Antihormontherapie. Was genau ist das?

Wie wirkt eine Antihormontherapie?

Männliche Geschlechtshormone spielen bei Prostatakrebs eine entscheidende Rolle: Sie fördern das Wachstum des Tumors. Fehlen diese Wachstumssignale, können sich die Krebszellen vorerst nicht weiter ausbreiten.

Bei der Antihormontherapie werden Medikamente eingesetzt, um die Wirkung der Hormone zu unterbinden. Dies erfolgt auf zwei unterschiedlichen Wegen: Die Wirkstoffe stoppen die Produktion der Geschlechtshormone oder sie blockieren deren Wirkung.

Was kann sie leisten?

Eine Antihormontherapie hemmt das Wachstum von Prostatakrebs, manchmal löst sie sogar eine leichte Rückbildung aus. Damit verhindert sie weitere Komplikationen und lindert Schmerzen und andere Beschwerden. Ihre Wirkung ist allerdings begrenzt, im Gegensatz zu einer Operation oder Bestrahlung kann sie nicht heilend wirken. Die Antihormontherapie ist eine palliative Behandlung: Ihre wesentlichen Ziele bestehen darin, den Krebs einzudämmen und Deine Lebensqualität zu verbessern. Nur in ganz speziellen Situationen wird sie nach einer heilenden Behandlung eingesetzt, um die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv zu senken.

Zudem lässt die Wirkung der Antihormontherapie mit der Zeit nach. Die Krebszellen benötigen dann nur noch sehr geringe Mengen an Geschlechtshormonen und nehmen ihr Wachstum wieder auf. Der Prostatakrebs wird „kastrationsresistent“. Bis es so weit ist, können viele Monate oder Jahre vergehen – das ist von Krebs zu Krebs unterschiedlich.

Wann wird eine Antihormontherapie eingesetzt?

Dein Behandlungsteam wird eine Antihormontherapie meist dann vorschlagen, wenn sich der Prostatakrebs bereits in Deinem Körper ausgebreitet und Metastasen gebildet hat. Bei leichten oder milden Beschwerden kann sie den Krebs gut unter Kontrolle halten und Beschwerden lindern. Sind Deine Beschwerden bereits sehr stark, wird Dein Behandlungsteam vermutlich eher zu einer Chemotherapie raten. Sie hat mehr Nebenwirkungen als eine Antihormontherapie, zeigt aber schnell Wirkung. Die Behandlungen können auch kombiniert werden.

Manchmal wird die Antihormontherapie auch zeitweise (für 2, besser 3 Jahre) angewendet, wenn der Prostatakrebs noch örtlich begrenzt war und durch eine Strahlentherapie behandelt wurde. Sie kann in bestimmten Situationen die Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv, also das Wiederkehren des Krebses, verringern.

Oder sie dient als Alternative, wenn eine Operation Deinen Körper zu stark belasten würde bzw. Du keine Operation oder Bestrahlung wünschst.

Welche Medikamente gibt es?

Die Hormontherapie nutzt unterschiedliche Wirkstoffe, die in zwei Gruppen eingeteilt werden. Eine Art von Medikamenten verhindert die Produktion von Geschlechtshormonen. Andere Medikamente setzen bei den Krebszellen an und blockieren die stimulierende Wirkung der Hormone.

Wirkung im Gehirn: LHRH (Luteinisierendes-Hormon-Releasing-Hormon) ist der Name eines Hormons, das im Gehirn einen komplizierten Regelkreis in Gang setzt, wodurch Testosteron produziert wird. Zwei Arten von Medikamenten greifen in diesen Regelkreis ein – die LHRH-Agonisten und die LHRH-Antagonisten. Ihre Wirkung ist im Ergebnis sehr ähnlich: Die Produktion von Geschlechtshormonen im Hoden wird unterdrückt. Sie sind sehr wirksam, haben aber auch stärkere Nebenwirkungen. Die Medikamente werden mit einer Spritze unter der Haut deponiert, ihre Wirkung hält je nach Medikament mindestens einen, oft auch mehrere Monate an.

Hinweis: LHRH-Agonisten und die LHRH-Antagonisten werden auch GnRH-Agonisten und GnRH-Agonisten genannt.

Wirkung auf die Krebszellen: Der medizinische Fachbegriff für männliche Geschlechtshormone lautet Androgene. Antiandrogene sind Medikamente, die die Andockstelle der Geschlechtshormone blockieren – die Krebszellen können das Wachstumssignal nicht mehr verarbeiten. Ihre Wirksamkeit ist etwas schwächer als die der LHRH-Agonisten und -Antagonisten, aber auch die Nebenwirkungen sind etwas milder. Antiandrogene werden täglich in Form von Tabletten eingenommen.

Bei Kastrationsresistenz: Im Laufe der Zeit verlieren die oben genannten Medikamente ihre Wirkung, in der Fachsprache heißt dies: Der Prostatakrebs wird kastrationsresistent. Es gibt dann zwei weitere Möglichkeiten, die eine Zeit lang weiterhelfen.

  • Der Wirkstoff Abirateron stoppt die Hormonproduktion auch in den Nebennieren und im Tumorgewebe selbst, während andere Medikamente nur auf die Hoden wirken.
  • Der Wirkstoff Enzalutamid blockiert die Weiterleitung der Wachstumssignale und bremst so das Wachstum der Krebszellen.

Beide Medikamente werden täglich als Tabletten eingenommen.

Mit welchen Nebenwirkungen musst Du rechnen?

Die Antihormontherapie hat zahlreiche Nebenwirkungen, die meist mit dem Ausfall der Geschlechtshormone zusammenhängen. Jedes Medikament hat etwas andere Nebenwirkungen, Dein Behandlungsteam wird sie Dir im Detail erläutern. Durch den Entzug der Hormone musst Du unter anderem mit folgenden Beschwerden rechnen:

  • Hitzewallungen
  • Antriebsschwäche und depressive Stimmung
  • Libidoverlust und Erektionsstörungen
  • Abnahme der Knochendichte bis hin zum Knochenschwund (Osteoporose)
  • Verlust von Muskelmasse bei gleichzeitiger Gewichtszunahme
  • Brustschmerzen und Brustvergrößerung

Zusammengefasst

Die Antihormontherapie kann das Wachstum von Prostatakrebs aufhalten und Beschwerden lindern. Es gibt unterschiedliche Medikamente, die unterschiedliche Nebenwirkungen haben.

Das kannst Du tun

  • Kläre alle offenen Fragen mit Deinem Behandlungsteam.
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