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So hilft Dir Schreiben gegen Ängste und Sorgen

So hilft Dir Schreiben gegen Ängste und Sorgen

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Autor: Dipl. Biol. Esther Witte
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 16. August 2022
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du: 

  • welche Wirkung freies Schreiben auf die Psyche haben kann
  • wie Du mit dem Schreiben beginnst

Vielleicht hast Du in Deinem Leben schon mal Tagebuch geschrieben oder sogar kleine Geschichten und Gedanken festgehalten. Oder Du hast Schreiben eigentlich immer eher als lästige Aufgabe in Schule und Beruf empfunden? Egal, welches Verhältnis Du zu Zettel und Stift hast: Nach einer Krebsdiagnose oder während der Therapie kannst Du mit dem Schreiben viel Erleichterung erfahren.

Was kann Schreiben bewirken?

Gedanken und Gefühle aufzuschreiben ist ein bewährtes Mittel, um Erlebnisse, Gefühle und Gedanken zu verarbeiten. Das kann Dich entlasten und stärken. Du kannst das Schreiben dann sogar als Therapie bezeichnen.

Die Schreibtherapie hilft Dir, verschiedene Erlebnisse zu verarbeiten, wie zum Beispiel:

  • Deine Erfahrungen mit Krebs
  • aktuelle Probleme im Alltag
  • belastende Ereignisse aus Deiner Vergangenheit

Sie kann Dir neue Perspektiven eröffnen, denn Du kannst damit:

  • Wünschen auf den Grund gehen
  • Hoffnungen formulieren
  • Bedürfnisse wahrnehmen
  • Kraft tanken
  • Ideen für ein neues Leben entwickeln
  • neue Wege ausprobieren
  • Deine Lebensqualität insgesamt verbessern

Und mit Schreibtherapie ist nicht gemeint, dass Du das Schreiben in einer therapeutischen Praxis oder unter Anleitung von Fachleuten machen musst – obwohl Du das auch kannst. Es gibt Gruppen oder sogar Online-Kurse.

Du kannst die Schreibtherapie überall und zu jeder Zeit anwenden. Dazu brauchst Du nur ein ruhiges Plätzchen, einen Block oder ein Schreibheft und einen Stift. 

Wie anfangen?

Setze Dich an einen Ort, an dem Du Dich wohlfühlst und schreibe ganz ungefiltert auf, was Dir in den Sinn kommt. Es kann schwierig sein, einen Anfang zu finden. Aber es gibt verschiedene Techniken, die Dir dabei helfen können.

Die Schreibtherapie kann:

  • wie Tagebuchschreiben sein
  • eine Probe sein für das, was Du Deinen Angehörigen und Deinem Behandlungsteam sagen möchtest
  • Deinen persönlichen Umgang mit einem ungebetenen Gast darstellen
  • von Dir als Heldin oder Held in einem Märchen erzählen
  • von fiktiven Personen, Tieren oder fantastischen Wesen handeln

Es kann sein, dass Du am Anfang auf innere Widerstände stößt. Vielleicht denkst Du: „Das kann ich nicht. Ich bin doch nicht so gut im Schreiben.” Oder Du fürchtest, es könnte jemand lesen und sich über Dich lustig machen.

Doch darum geht es nicht. Es geht vor allem darum, dass Du Deinen Bedürfnissen erlaubst, unzensiert zu sprechen, ohne Leistungsdruck. Das Gute am Schreiben ist: Du bist ganz bei Dir und musst niemandem etwas vormachen.

Du kannst sogar Deine Notizen im Anschluss wegschmeißen. Alles, was sich für Dich richtig anfühlt, ist erlaubt.

Was könnte Deine „Schreibstimme” sagen?

Deine „Schreibstimme” ist Deine ganz eigene Art zu schreiben und Du wirst merken, dass sie sich mit der Zeit entwickelt. Wenn Du die erste Skepsis überwunden hast, kannst Du einfach drauflosschreiben. Höre in Dich hinein. Was sagt Deine innere Stimme?

  • Spricht sie Fragen, Sorgen und Ängste aus?
  • Benennt sie Deine innersten Anliegen?
  • Macht sie Dir Mut?
  • Entwickelt sie Pläne?
  • Trainiert sie Dankbarkeits- und Glücksempfinden?

Hintergründe: So wirkt die Schreibtherapie

Eine Krebserkrankung kann viele negative Gefühle mit sich bringen, wie Scham, Schuldgefühle oder die Angst, andere zu belasten. Vielleicht kann Dir die Schreibtherapie im Umgang mit solchen negativen Gedanken helfen. Denn Du kannst dabei über Dich erzählen, ohne befürchten zu müssen, jemanden zu belasten.

Durch das Schreiben lernst Du einen bewussten und kreativen Umgang mit Deiner Krankheit. Das ist ein großer Schritt aus der Schockstarre in ein selbstverantwortliches, aktives Tun. Schreiben kann Erfolgsgefühle erzeugen. Mit diesem Selbstbewusstsein kannst Du Krisen besser bewältigen und Deinen Blick für neue Perspektiven öffnen.

Schreiben für Stabilität & Sicherheit

Eine feste Schreibroutine am Morgen oder Abend kann Dir zu neuer Stabilität und Klarheit im Alltag verhelfen. Der Tag bricht nicht länger über Dich herein, Du gestaltest ihn bewusst: zunächst auf dem Papier, dann in der Realität.

Beim Schreiben kannst Du Szenarien konstruieren, verschiedene Varianten durchspielen und Regie führen.

Ein Beispiel: Du schreibst auf, wo Du Dich gerne in fünf Monaten siehst. So eine Übung verändert Deine innere Einstellung gegenüber der Zukunft.

Klarheit und Nähe zu Deinen Angehörigen

Wenn Du es möchtest, können Deine Bezugspersonen eines Tages lesen, was Du hinterlassen hast. So können die Worte, die Du nicht aussprechen konntest, doch noch Gehör finden. Missverständnisse und Streit klären sich vielleicht, wenn die betroffene Person Deine Beweggründe liest.

Immer dann, wenn Du aufgrund von Überforderung möglicherweise verstummst, kann Dir die Schreibtherapie helfen, die richtigen Worte zu finden. Sie fängt Dich da auf, wo Dir im Gespräch die Worte fehlen. Probiere es einfach aus.

Zusammengefasst

Durch das Schreiben lernst Du einen bewussten und kreativen Umgang mit Deiner Krankheit. Die Schreibtherapie kann Dich von negativen Gedankenspiralen entlasten und Dein Selbstbewusstsein stärken. So kann sie zu einer besseren Lebensqualität führen.

Das kannst Du tun

  • Nimm Dir ein Blatt Papier und fang einfach an.
  • Schreib alles auf, was Dir in den Sinn kommt, ohne Zensur und Leistungsdruck.
  • Bau das Schreiben in Deinen täglichen Tagesablauf ein.

Quellen

  • Lee PLT, Tam KW, Yeh ML, Wu WW. Acupoint stimulation, massage therapy and expressive writing for breast cancer: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Complementary Therapies in Medicine. 2016;27:87-101. doi:10.1016/j.ctim.2016.06.003
  • Diehm, Susanne, Schreibtherapeutische Angebote für Patientinnen der Charité, 08.06.2017 in Relias Learning, abgerufen am 12.08.2022 von www.reliaslearning.de
  • Schreibtherapie eine Chance für Patientinnen, Deutsche Stiftung Eierstockkrebs: Die zweite Stimme, Jahrgang 6, Ausgabe 1/2017, abgerufen am 12.08.2022 von stiftung-eierstockkrebs.de
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Geschrieben von Dipl. Biol. Esther Witte
Medizinischer Autor
Esther Witte ist erfahrene Diplom-Biologin und Texterin mit einem umfassenden Hintergrund in der Forschung, Studienadministration und Prozessanalyse. Seit 2015 geht Esther Witte selbstständig ihrer Leidenschaft als Texterin im Berliner Umland nach.
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