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Krebsfrei? Zurück in eine andere Normalität

Krebsfrei? Zurück in eine andere Normalität

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Autor: Mika Redaktion
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 20. Dezember 2022
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du: 

  • welche Herausforderungen es gibt, wenn der Krebs weg ist
  • welche Langzeitfolgen es bei Krebs geben kann
  • welche positiven Effekte es geben kann
  • wie Du Problemen vorbeugst und wo Du Hilfe findest

Für viele Menschen mit Krebs ist es das große Ziel: Die Therapie ist abgeschlossen und die Krebszellen sind weg. Der Anfang von einem neuen, aber nicht immer einfachen Abschnitt.

Es gibt sowohl körperliche als auch mentale Vorgänge, die dann wichtig werden. Teilweise können Nebenwirkungen anhalten oder neue Beschwerden auftauchen. Sie können vorübergehen oder bleibend sein; sie können sich mit der Zeit verbessern, aber auch verschlechtern.

Beachte: Negative Folgen können auftreten, sie müssen aber nicht auftreten!

Die Wahrscheinlichkeit für solche längerfristigen Folgen hängt ab von:

  • der Art und den Eigenschaften Deiner ursprünglichen Krebserkrankung
  • der Art Deiner Therapien
  • auch erbliche Veranlagung, Deine Lebensführung und Umwelteinflüsse können sich auswirken

Welche Effekte können auftreten?

  • Langzeitfolgen sind Probleme, die Du auch 5 Jahre nach dem Ende der Krebstherapien (aktiven Therapien) noch spürst. Sie waren aber meist auch schon während der Therapien da.
    Das können zum Beispiel sein:

    • Fatigue
    • Ängste
    • verfrühte Wechseljahre
  • Spätfolgen können sich nach Deiner Heilung einstellen. Wann genau, das ist unterschiedlich. Es kann 3, 5 oder auch 10 bis 20 Jahre dauern. Spätfolgen können nicht immer mit der früheren Krebserkrankung in Zusammenhang gebracht werden. Manchmal lassen sie sich auch nicht von Beschwerden und Begleitkrankheiten unterscheiden, die – auch ohne Krebs – mit dem Älterwerden auftreten können.
    Dazu zählen zum Beispiel:

    • Herzkrankheiten
    • das Auftauchen einer anderen Krebsart
    • Knochenbrüchigkeit

Auch mentale Belastungen können auftreten. Dazu zählen unter anderem:

  • Ängste vor der Rückkehr der Krebserkrankung
  • Starke Gefühle während Verarbeitung: Trauer, Anspannung oder auch Schwierigkeiten, optische Veränderungen am Körper anzunehmen
  • Zukunftsängste
  • Schuldgefühle

Beschwerden nach dem Ende der Therapie können sich auch auf Dein Berufsleben und Dein Privatleben auswirken. Vielleicht bist Du bei der Arbeit nicht mehr so leistungsfähig wie früher. Manchmal verändert sich die Beziehung zu den Menschen aus Deinem Umfeld. Vielleicht kommst Du Freunden und Familie (wieder) näher. Oder ihr entfernt Euch nach einer intensiven Zeit.

Was tun? Es helfen Dir offene Gespräche mit den betroffenen Personen, psychoonkologische Beratung und Hilfsangebote für die Rückkehr an den Arbeitsplatz. Du findest zu den genannten Themen viele Artikel in Mika.

Es gibt auch positive Effekte!

Eine überstandene Krebstherapie kann in Dir auch viele gute Dinge anstoßen.

  • Natürlich bringt eine erfolgreiche Therapie auch Erleichterung mit sich und Du empfindest möglicherweise große Freude!
  • Deine Persönlichkeit kann wachsen – vielleicht wirst Du mutiger und selbstsicherer.
  • Eventuell spürst Du eine große Motivation für einen gesunden Lebenswandel. Du hast möglicherweise große Lust auf Bewegung und gesundes Essen.
  • Es gibt auch viele Menschen, die nach einer Krebserkrankung gerne etwas zurückgeben wollen. Vielleicht bist Du motiviert, Dich in einer Selbsthilfegruppe zu engagieren? Oder andere soziale Hilfe anzubieten?

Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass die Lebensqualität von Menschen mit Krebs einige Jahre nach der Erkrankung im Schnitt sogar besser sein kann, als die von gleichaltrigen Menschen, die keinen Krebs hatten. Auch wenn die Menschen mit einer Krebserfahrung mehr gesundheitliche Einschränkungen hatten.

Tipp: Besprich die folgenden Dinge mit Deinem Behandlungsteam

Nach Abschluss der Krebsbehandlung kann sich Deine medizinische Hauptbetreuung wieder mehrheitlich auf Deine Hausarztpraxis verlagern. Vielleicht siehst Du also liebgewonnene Mitglieder Deines Behandlungsteams nicht mehr oder nicht mehr so häufig. Auch neue Abläufe und die Planung Deiner Nachsorge können zunächst undurchsichtig für Dich sein.

Für mehr Überblick, Klarheit und ein gutes Gefühl helfen Gespräche mit Deinem onkologischen Behandlungsteam.

  • Blick zurück: Ihr könnt gemeinsam nochmal ansehen, welcher Weg hinter Dir liegt. Während der Therapie hast Du möglicherweise vieles einfach automatisch ablaufen lassen. Vielleicht tut es Dir jetzt gut, nochmal zu verinnerlichen, was genau da mit Dir passiert ist. Vielleicht aber auch nicht – höre auf Dein Bauchgefühl.
  • Blick in die Zukunft: Besprich mit Deinem Behandlungsteam, was in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten für Dich wichtig wird. Welche Nachsorgetermine stehen an? Wohin wendest Du Dich?
  • Ratschläge: Du kannst Fragen zu möglichen Langzeitfolgen oder Spätfolgen stellen. Auch eine Liste an Kontaktdaten und Unterstützungsdiensten kann hilfreich sein. Folgende Fragen sind unter anderem sinnvoll:
    • Auf welche Gesundheitsrisiken muss ich bei/nach meinem Krebs achten?
    • Wo finde ich Beratung und Unterstützung?
  • Unterlagen: Bitte Dein onkologisches Behandlungsteam um eine Zusammenfassung und das Aushändigen aller Dokumente, die Du für die Nachsorge brauchst.

Zusammengefasst

Deine Krebserkrankung und die Therapien können auch nach der Therapie Auswirkungen auf Dein Leben haben. Viele Gefühle begleiten Dich zum Ende der Therapie und darüber hinaus. Vielleicht bleiben auch Nebenwirkungen eine Zeitlang bestehen oder es treten Gesundheitsprobleme auf, die Du erst später in Deinem Leben merkst.

Das kannst Du tun

  • Wichtig ist, dass Du auch nach dem Ende der aktiven Therapie regelmäßig zur ärztlichen Kontrolle gehst. Diese Kontrollen nennt man auch Nachsorge. Sie dauert in der Regel mindestens 5 Jahre.
  • Schließe Dich einer Selbsthilfegruppe an. Sie ist häufig eine große Unterstützung für Dich. Du findest dort ein Auffangnetz oder bekommst neue Wege aufgezeigt, wenn Du Dich orientierungslos fühlst oder Tipps brauchst.
  • Erkundige Dich nach sogenannten Nachsorge- und Cancer-Survivorship-Programmen. Das sind „ambulante Dauereinrichtungen“ für Menschen nach einer Krebserkrankung – egal wie lange die Erkrankung her ist – also auch nach den klassischen Nachsorgeterminen bist Du dort gut aufgehoben!

Quellen

  • Krebsinformationsdienst (2022). Langzeitüberleben: Wie mit Spätfolgen von Krebs umgehen?, Kurzinformationen zum Thema „Cancer Survivorship“ (Stand: 31.01.2022), abgerufen am 09.12.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
  • Krebsinformationsdienst (2021). Gute Lebensqualität bei Krebs-Langzeitüberlebenden (Stand: 1.07.2021), abgerufen am 09.12.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
  • Onko-Internetportal der deutschen Krebsgesellschaft. (2018) Langzeitüberleben nach Krebs: Wie lange ist ein Krebspatient ein Krebspatient? (Stand: 22.3.2018), abgerufen am 09.12.2022 von www.krebsgesellschaft.de
  • Cancer.net (2020). What Comes After Finishing Treatment: An Expert Q&A (Stand: Dezember 2020), abgerufen am 09.12.2022 von www.cancer.net
  • Cancer.net (2020). What is Cancer Survivorship? (Stand: Juli 2021), abgerufen am 09.12.2022 von www.cancer.net
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Geschrieben von Mika Redaktion
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Das Redaktionsteam von Mika arbeitet mit medizinischen Fachleuten, ausgebildeten Journalisten, Fachexperten und Psychoonkologen zusammen.
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