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Zurück in den Beruf?

Zurück in den Beruf?

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Autor: Dipl. Biol. Esther Witte
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 10. September 2021
Lesedauer ca.

Nach dem Lesen dieses Artikels weißt Du,

  • welche Herausforderungen ein Wiedereinstieg mit sich bringen kann
  • welche Faktoren Deine Arbeitsfähigkeit beeinflussen können
  • welche positiven Effekte ein beruflicher Wiedereinstieg haben kann

Pro und Contra

Arbeit kann Deinen Tag strukturieren, Dich fordern, bestätigen und Deinem Leben einen Sinn geben. Und das kann durch eine Krebserkrankung verloren gehen. Möglicherweise fürchtest Du aber, den Anforderungen Deiner Arbeit mit der Erkrankung nicht mehr gerecht zu werden?

Wie geht es beruflich weiter?

Bei der Erstdiagnose von Krebs ist Dein weiterer Lebensweg eher ungewiss. Es kann Zeiten der Heilung geben, Nachsorgetermine, Rezidive, erneute Behandlungs- und Rehabilitationszeiten, dazwischen der Wiedereinstieg in die Arbeit, Krankschreibungen und am Ende möglicherweise die vorzeitige Rente.

Herausforderungen für Dich und Deinen Arbeitgeber

So individuell die Krankheitsgeschichten sind, so unterschiedlich werden Arbeitgeber reagieren. Der Arbeitgeber muss möglicherweise kurzfristige Ausfälle und Planungsunsicherheit hinnehmen, während Du den schwierigen Balanceakt zwischen Arztterminen und Arbeitsstelle meistern musst. Dein Arbeitgeber braucht funktionierendes und belastbares Personal, während Du Dich neben Deinem Wiedereinstieg nach Zeiten der Regeneration, körperlicher Aktivität und Ruhe sehnst. Das ist eine schwierige Konstellation, die viele Krebsbetroffene auf einen Wiedereinstieg in den Beruf verzichten lässt.

Fühlst Du Dich arbeitsfähig?

Dennoch bist Du nicht unbedingt weniger leistungsfähig. Entscheidend dafür ist die Balance vieler Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen. Dazu gehören:

  • bisherige berufliche Situation und Arbeitsintensität
  • beruflicher Status, Ansehen und empfundene Bedeutung des Jobs
  • Arbeitsbedingungen und -inhalte
  • Vitalität, Schlaf, ggf. Fatigue
  • Ängste und Depressionen
  • Hoffnung, innere Stärke sowie Religiosität bzw. Spiritualität
  • Familie, Freunde und Freizeitgestaltung
  • Einkommen

Gegenseitiger Einfluss bedeutet, dass beispielsweise Depressionen einen Einfluss auf die Krebsbehandlung haben können oder die Therapie auf die körperliche Beweglichkeit. All diese Faktoren können letztendlich darüber entscheiden, wie arbeitsfähig Du bist.

Lebenserfahrung und Alter können ebenfalls die Einstellung zur Wiederaufnahme einer Arbeitsstelle beeinflussen. So fühlen sich die Jüngeren eher gestresst von den Schwierigkeiten bei der Vereinbarkeit von Krankheit, Beruf, Familie, Kinderbetreuung und Alltag. Die Älteren dagegen leiden mehr unter der Beeinträchtigung der körperlichen Lebensqualität.

Warum sich diesen Stress antun?

Wenn Du es Dir finanziell leisten kannst, kannst Du Dich fragen, ob Du Dir mit Deiner Krebserkrankung den Stress der Berufstätigkeit antun möchtest. Es kann aber auch sein, dass Dich finanzielle Aspekte zur Wiederaufnahme der Arbeit drängen. Aber nicht immer ist das der wichtigste Grund. Denn es gibt viele positive Aspekte einer Berufstätigkeit, wenn sie sich mit Deinen Kräften vereinbaren lässt.

Wie Arbeit Dein Leben bereichern kann

Arbeit schafft Struktur und einen Lebensrhythmus, der vermeidet, dass Du Dich in Grübeleien und Antriebslosigkeit verlierst. Sinn- und Ziellosigkeit können mehr belasten, als ein anstrengender Arbeitstag. Umgekehrt kann Dich das Selbstwertgefühl, das Du durch Arbeit bekommst, sehr stärken.

Nach Wochen und Monaten des Ausnahmezustandes kann Normalität Dir Sicherheit geben oder Dich vielleicht ein bisschen Deine besondere Situation und Krankheit vergessen lassen. Du bist automatisch Teil einer Gemeinschaft und nicht länger durch einen Sonderstatus von ihr isoliert. Das kann sehr heilsam sein.

Wenn Du Dir bewusst bist, wo Du stehst und was Du möchtest, kannst Du mit Deinem Arbeitgeber ins Gespräch kommen. Später ermöglicht Dir das betriebliche Eingliederungsmanagement (Hamburger Modell) die Rückkehr in Dein altes Arbeitsleben. Alternativ können sich durch die berufliche Rehabilitation neue Berufschancen eröffnen. Und möglicherweise gibt es Berufe, die Dich ein bisher unentdecktes Talent entdecken lassen.

Zusammengefasst

Berufstätigkeit sollte nicht nur mit Stress assoziiert werden, denn für Dich kann sie viele positive Effekte hervorbringen. Die Arbeit kann Dir Sicherheit und Normalität geben, sodass Du von Deiner Krankheit Abstand gewinnst. Sprich mit Deinem Arbeitgeber über mögliche Maßnahmen der Wiedereingliederung.

Frag Dich zunächst:

  • Wie belastbar bist Du?
  • Kannst Du noch das, was Du vorher konntest?
  • Welche Arbeitsbedingungen brauchst Du?

Tipps der Mika-Redaktion:

Antrag auf Berufliche Rehabilitation stellen

Die Deutsche Rentenversicherung finanziert Leistungen zur beruflichen Rehabilitation. Weitere Informationen und Voraussetzungen sowie den Online-Antrag findest Du hier.

Zurück in den Beruf mit dem Hamburger Modell

Wie genau die stufenweise Wiedereingliederung ins Arbeitsleben mit dem Hamburger Modell ablaufen kann, erfährst du hier.

Beruf und Krebs

Hier findest Du alle wichtigen Informationen zu den Themen Krankschreibung, Krankengeld, Schwerbehinderung und Wiedereingliederung.

Quellen

  • Otto, Sandra in Arbeiten trotz Krebserkrankung pp 1-10, 28.09.2017, Ich will wieder den normalen Wahnsinn, abgerufen am 10.09.2021 von www.springer.com
  • Groeneveld, Iris F. et. al. in BMJ Journals, A multidisciplinary intervention to facilitate return to work in cancer patients: intervention protocol and design of a feasibility study, abgerufen am 10.09.2021 von bmjopen.bmj.com
  • Nitz, Pia in Onko Internetportal, 05.09.2019, Krebs überstanden – Zurück in den Beruf, abgerufen am 10.09.2021 von www.krebsgesellschaft.de
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Geschrieben von Dipl. Biol. Esther Witte
Medizinischer Autor
Esther Witte ist erfahrene Diplom-Biologin und Texterin mit einem umfassenden Hintergrund in der Forschung, Studienadministration und Prozessanalyse. Seit 2015 geht Esther Witte selbstständig ihrer Leidenschaft als Texterin im Berliner Umland nach.
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