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Was hilft bei Mundtrockenheit?

Was hilft bei Mundtrockenheit?

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Autor: Christiane Hübbe
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 12. Mai 2022
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • wodurch kurzfristige und langanhaltende Mundtrockenheit entstehen kann
  • welche Folgen sie haben kann
  • was Du selbst dagegen tun kannst

Mundtrockenheit kann kurzfristig, beispielsweise nach einer OP, auftreten. Nach einer Chemo- oder Strahlenbehandlung im Kopf- und Halsbereich kann es aber sein, dass sich Dein Mund dauerhaft trocken anfühlt. Das Gute: Mit ein paar Änderungen in Deinem Speiseplan kannst Du den Beschwerden und Folgen der Mundtrockenheit entgegenwirken.

Vorübergehende Mundtrockenheit

Es gibt viele Ursachen, die als Auslöser für einen (kurzzeitig) trockenen Mund in Frage kommen können. Wenn Du zum Beispiel wenig trinkst, kann ein Flüssigkeitsmangel entstehen, der sich mit Mundtrockenheit zeigt. Das kann zum Beispiel nach einer Operation passieren, wenn Du vorher nichts trinken durftest.

Eine Unterversorgung mit Flüssigkeit kann aber auch durch ein verringertes Durstgefühl verursacht werden oder durch einen erhöhten Flüssigkeitsverlust bzw. -bedarf, wie bei Fieber oder Erbrechen. In dem Fall verschwindet die Mundtrockenheit wieder, wenn Du ausreichend getrunken hast. (3)

Langfristige Mundtrockenheit und ihre Folgen

Wenn sich Dein Mund über mehrere Tage und Wochen trocken anfühlt, steckt meist mehr dahinter. Grund kann zum Beispiel eine Schädigung der Speicheldrüsen aufgrund einer Krebstherapie sein. Dann produzieren sie weniger und dickflüssigeren Speichel. Das kann ein sehr unangenehmes Gefühl sein. Kauen, Schlucken und Sprechen sind schwieriger, auch der Geschmackssinn kann sich verändern.

Hält die Mundtrockenheit länger an, kannst Du auch anfälliger sein für Infektionen der Schleimhäute im Mund- und Rachenbereich. Außerdem können Zahnschäden entstehen. Zudem kann auch Dein Schlaf schlechter werden, Du bist vielleicht weniger belastbar und kannst wegen der Mundtrockenheit möglicherweise nicht mehr das essen, was Du gerne möchtest. (1,3,4)

Das solltest Du jetzt beachten

  • Besonders wichtig ist, dass Du auf eine gute Mundhygiene achtest, um Infektionen der Mundschleimhaut zu vermeiden.
  • Spüle mehrmals am Tag Deinen Mund mit Mundspülungen oder auch mit Tee, wie Pfefferminz- oder Salbeitee, aus. Der Tee sollte zuckerfrei sein, um eine Kariesentstehung nicht zu fördern. (1,4,5,8)
  • In Apotheken erhältst Du zudem Speichelersatz-Produkte, die Deine Mundtrockenheit lindern können. Probiere sie aus! Denn ein großes Problem der sogenannten Xerostomie ist, dass sie zu Geschmacksveränderungen führen kann und infolgedessen mit Appetitverlust einhergehen kann. Und wenn Du weniger isst, hast Du weniger Energie und Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe. Das solltest Du unbedingt vermeiden. (6,7,8)

Ernährungstipps bei Mundtrockenheit

Was Du vermeiden solltest: 

1. Meide sehr salzige, saure oder gewürzte Speisen.

Wenn Speichel nicht in ausreichender Menge vorhanden ist, dann fehlt es auch an seiner schützenden Wirkung für die Schleimhaut. Du solltest daher auf Lebensmittel verzichten, die die Schleimhaut reizen können, also sehr salziges, sehr saures oder intensiv gewürzte Speisen.

Beachte aber auch Deine persönliche Verträglichkeit. Wenn etwas in Deinem Mund brennt, dann vermeide es in Zukunft. (2,3,5,8)

2. Trockene Lebensmittel? Lieber nicht.

Damit trockene und krümelige Lebensmittel überhaupt heruntergeschluckt werden können, müssen sie angefeuchtet werden. Ist nicht genügend Speichel da, wird das Kauen von sehr trockenen Lebensmitteln unangenehm. Du wirst schnell merken, dass Du Dinge wie Zwieback, Knäckebrot, Kekse oder Salzstangen schlechter essen kannst. (1,2)

3. Meide klebrige Lebensmittel

Ein großes Problem bei Mundtrockenheit ist, dass die Lebensmittel nicht genug befeuchtet werden, um sie einfach herunterschlucken zu können. Klebrige Lebensmittel wie Schmelzkäse, Karamell oder auch frisches Weißbrot werden zu einer Masse, die am Gaumen klebt. Meide diese Lebensmittel, wenn sie bei Dir Probleme verursachen. (2,5)

4. Vorsicht bei schleimbildenden Lebensmitteln

Wenn Dein Speichel zähflüssig ist, solltest Du vorsichtig bei Frischmilch und Bananen sein. Diese sind schleimbildend und können deshalb problematisch sein.

Statt Frischmilch kannst Du auf die pflanzliche Alternativen zurückgreifen. Viele mögen beispielsweise den Geschmack von Hafermilch. Achte bei diesen Alternativen darauf, dass sie mit Calcium angereichert sind. So achtest Du gleich auf einen guten Calcium-Haushalt. Sauermilchprodukte wie Joghurt oder Quark verträgst Du wahrscheinlich besser. (1,2,6)

Was Dir helfen kann:

1. Rege Deine Speichelproduktion an

Sind Deine Speicheldrüsen nicht vollständig entfernt worden, macht es Sinn, Deine Speichelproduktion zu fördern: Durch viel Kauen und das Essen bestimmter Lebensmittel kannst Du die Speichelbildung verstärken oder anregen. Du kannst zum Beispiel Kaugummi kauen oder Bonbons lutschen.

Zudem können sich Pfefferminz- oder Zitronentee positiv auswirken. Achte darauf, dass diese zuckerfrei sind, um einer Kariesentstehung entgegenzuwirken. Auch saure Lebensmittel wie saures Obst (Grapefruits, Orangen, Kiwis) können den Speichelfluss fördern. Das solltest Du aber nur essen, wenn Deine Mundschleimhaut nicht entzündet ist. (1,2,3,5)

2. Trinke ausreichend

Dieser Tipp liegt auf der Hand: Bei einem trockenen Mund ist es angenehm und wichtig, die Schleimhäute immer mit Flüssigkeit feucht zu halten und so den fehlenden Speichel zu ersetzen. Dafür musst Du ausreichend trinken. Am besten schluckweise, statt viel auf einmal. Eine gute Wahl sind Kräuter- und Früchtetee und stilles Mineralwasser.

Säfte solltest Du mit Wasser zu Schorlen verdünnen, da sie sonst die Schleimhäute reizen können. Achtung bei Kamillentee und Alkohol: Sie trocknen die Schleimhäute zusätzlich aus. Auch Schwarztee meidest Du am besten, denn er bewirkt ein Zusammenziehen der Schleimhäute. (2,3,5)

3. Lutsche Eiswürfel

Das Lutschen von Eiswürfeln kann bei Schleimhautentzündungen und Mundtrockenheit sehr angenehm sein und die Beschwerden lindern. Durch das Schmelzen bzw. Zergehen auf der Zunge entsteht Wasser, das die Schleimhaut kontinuierlich befeuchtet. Außerdem tut die Kühlung gut. (2,8)

4. Iss achtsam

Besonders wichtig ist, dass Du Dir Zeit zum Essen nimmst. Bei Mundtrockenheit ist gutes Kauen wichtig, um den Speisebrei zum Schlucken „vorzubereiten“:  Nimm kleine Bissen und kaue sie gründlich. Befeuchte den Speisebrei im Mund, indem Du nach jedem Bissen an einem Glas Wasser nippst. So fällt Dir das Kauen und Schlucken leichter. (5,8)

5. Wähle weiche, feuchte Lebensmittel

Weiche und wasserhaltige Lebensmittel sind bei Mundtrockenheit leichter zu essen. Obst und Gemüse, Suppen, Kaltschalen, Götterspeise, Kompott und Pudding enthalten beispielsweise viel Flüssigkeit und lassen sich deshalb gut schlucken. (1,2,5,8)

6. Befeuchte trockene Speisen

Mit Soßen, Dipps, Brühen oder Cremes, kannst Du Deine Speisen hervorragend anfeuchten. Du kannst zum Beispiel Kartoffeln zerdrücken und sie mit viel Soße vermengen. Reis lässt sich mit ausreichend Soße auch gut bei Mundtrockenheit essen. Wo es passt, kannst Du Gerichte auch mit Öl oder Butter anreichern. Das macht die Speisen nicht nur gleitfähiger, sondern auch nahrhafter. Gegartes Gemüse und Brot lassen sich super in Dips, Suppen oder Cremes tunken. (5,8)

Zusammengefasst

Eine langanhaltende Mundtrockenheit kann neben Appetitverlust auch zu Schleimhautinfektionen oder Zahnschäden führen. Achte deshalb besonders auf eine gute Mundhygiene. Du kannst mit Deiner Nahrungsmittelauswahl und Deinem Ernährungsverhalten Einfluss auf die Mundtrockenheit nehmen.

Was Du tun kannst

  • Sprich mit Deinem Behandlungsteam über Deine Beschwerden.
  • Meide Lebensmittel, die schleimhautreizend sind, wie intensiv gewürzte, salzige oder sehr saure Lebensmittel.
  • Verzichte auf trockene, krümelige, klebrige Lebensmittel.
  • Befeuchte Lebensmittel mit Dips, Suppen, Brühen, Öl, Butter und Soßen.
  • Günstig sind weiche sowie feuchte Lebensmittel wie Suppen, Gemüse, Pudding.
  • Vorsicht bei Lebensmitteln, die die Schleimbildung anregen, wie Frischmilch oder Bananen.
  • Kaugummi kauen und Bonbons lutschen, um die Speichelbildung zu fördern.
  • Saures Obst regt die Speichelbildung an, kann aber die Schleimhaut reizen.
  • Meide Kamillentee und Alkohol, sie trocknen die Schleimhaut aus.
  • Verzichte auf Schwarztee, er bewirkt ein Zusammenziehen der Schleimhaut.
  • Eiswürfel lutschen befeuchtet den Mund.
  • Trinke schluckweise und ausreichend, um Deine Schleimhaut feucht zu halten.
  • Nippe zu jedem Bissen an einem Glas Wasser, um das Essen zu befeuchten.
  • Kaue gründlich, nimm Dir Zeit zum Essen.

Quellen

  1. Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Mundtrockenheit als Nebenwirkung einer Krebstherapie, 20.04.2017, abgerufen am 28.04.2022 von www.krebsgesellschaft.de
  2. HELIOS Klinikum Schleswig, Ernährungstherapie Empfehlungen bei Mundtrockenheit, Patienteninformation, abgerufen am 28.04.2022 von www.helios-gesundheit.de
  3.  Deutsches Krebsforschungszentrum, Mundtrockenheit bei Krebspatienten, Informationsartikel, 26.09.2017, abgerufen am 28.04.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
  4. S3-Leitlinie Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen, Leitlinie, Februar 2020, abgerufen am 28.04.2022 von www.leitlinienprogramm-onkologie.de
  5. Ernährungspraxis Onkologie, Behandlungsalgorithmen, Interventions-Checklisten, Beratungsempfehlungen, Schattauer Verlag, 2016
  6. Hans-Konrad Biesalski, Michael Adolph: Ernährungsmedizin nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer, 2010
  7. Onkologische Krankenpflege. (2017). Deutschland: Springer Berlin Heidelberg
  8. Eat what you need e.V., Was essen bei Veränderungen des Speichelflusses, 02.11.2018, abgerufen am 28.04.2022 von www.was-essen-bei-krebs.de
  9. Müller, S., Scholl, K. Berufspraxis für DiätassistentInnen und Diplom-OecotrophologInnen: 2004, Hippokrates.
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Geschrieben von Christiane Hübbe
Medizinischer Autor
Christiane Hübbe ist Ökotrophologin und Ernährungswissenschaftlerin und spezialisiert auf gruppen- und kulturspezifische Ernährung sowie die Entwicklung von Online-Gesundheitsinhalten.
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