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Übelkeit durch Chemotherapie verstehen und lindern

Übelkeit durch Chemotherapie verstehen und lindern

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Autor: Dipl. Biol. Esther Witte
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 16. November 2022
Lesedauer ca.

Nach dem Lesen des Artikels weißt Du:

  • welche Formen der Übelkeit es gibt
  • welche Faktoren Übelkeit verursachen können
  • was Du selbst gegen Übelkeit tun kannst

Dein Behandlungsteam hat Dich über die Nebenwirkungen der Chemotherapie aufgeklärt. Eine weit verbreitete Nebenwirkung ist Übelkeit. Für die verschiedenen Formen der Übelkeit stehen jeweils unterschiedliche Medikamente zur Verfügung. Sie werden meist vorbeugend und/oder unterstützend angewendet und können Übelkeit lindern oder sogar verhindern.

Die drei wichtigsten Formen der Übelkeit

  • Akute Übelkeit (innerhalb der ersten 24 Stunden nach Therapiebeginn)
  • Verzögerte Übelkeit (frühestens 24 Stunden nach Therapiebeginn, meist am 2. und 3. Tag am stärksten)
  • „Erlernte“ (= antizipatorische) Übelkeit vor Beginn der Chemotherapie. Sie betrifft meist Menschen, die bereits ähnliche Erfahrungen mit Chemotherapien gemacht haben.

Warum entsteht Übelkeit?

Weshalb Übelkeit entsteht, ist bis heute noch nicht vollständig geklärt. Fachleute vermuten, dass Nervenbotenstoffe wie Dopamin und Serotonin beteiligt sind. Diese Stoffe werden vom Magen-Darm-Trakt ausgesendet und aktivieren Bereiche des Gehirns, die für die Übelkeit zuständig sind. Auch die Medikamente der Chemotherapie können direkt oder über Umwege auf das „Übelkeitszentrum“ des Gehirns einwirken.

Neben der Chemotherapie und Deinen Medikamenten können verschiedene individuelle Faktoren Übelkeit verursachen.

Allgemeine individuelle Faktoren, die Übelkeit begünstigen

  • Junges Lebensalter (unter 50 Jahren)
  • Weibliches Geschlecht (Frauen sind häufiger betroffen als Männer)
  • Übelkeit bei früheren Chemotherapien
  • Persönliche Veranlagung bzw. Neigung zu Übelkeit (z.B. auf Reisen)
  • Aktuelle körperliche Verfassung: Hast Du beispielsweise Infektionen oder leidest an Verstopfung, so steigt die Wahrscheinlichkeit für Übelkeit bei der Chemotherapie
  • kein regelmäßiger Alkoholgenuss: Menschen, die vor der Erkrankung und Therapie viel und regelmäßig Alkohol tranken, leiden seltener unter Übelkeit während Chemotherapie

Auch folgende äußere Einflüsse können die Übelkeit anregen

  • Stark gewürzte Speisen
  • Stark riechende Lebensmittel
  • Intensive Gerüche (z.B. Deos, Parfums, Duftkerzen, Reinigungsmittel)
  • Hektische, unruhige Atmosphäre während der Chemotherapie

Zudem kann Deine innere Einstellung einen negativen Einfluss haben

  • Ängste rund um Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Folgen der Therapie
  • Fehlendes Vertrauen in das Behandlungsteam

Was Du selbst gegen Übelkeit tun kannst

  • Sprich mit Deinem Behandlungsteam über die Übelkeit und die Maßnahmen dagegen.
  • Neben den Medikamenten können Entspannungsübungen helfen, gegen eine aufkommende Nervosität anzugehen. Nicht nur vor der Therapie, sondern auch währenddessen kannst Du Deinen Körper und Deinen Geist beispielsweise mit Hörbüchern oder Musik über Kopfhörer beruhigen.
  • Nicht immer fällt es leicht, Hilfe anzunehmen. Aber Familienmitglieder oder Freunde können Dich unterstützen und Dir das Gefühl geben, dass Du mit der Situation nicht alleine bist.
  • Hast Du schon Erfahrungen mit Übelkeit nach einer Chemotherapie machen müssen, kann eine Verhaltenstherapie helfen. So lernt Dein Unterbewusstsein, nicht sofort den Zusammenhang zwischen der Chemotherapie und der Übelkeit herzustellen.
  • Manchen Menschen hilft es, die Therapie als notwendigen Prozess zu verstehen, der den Krebs besiegt. Nebenwirkungen wie Übelkeit kannst Du als Zeichen sehen, dass nun auch die Krebszellen angegriffen werden. Möglicherweise hilft auch Dir diese Perspektive, innere Stärke zu finden und die Übelkeit besser zu ertragen.

Zusammengefasst

Übelkeit ist eine häufige Nebenwirkung der Chemotherapie. Sie kann zu verschiedenen Zeitpunkten auftreten. Gegen die unterschiedlichen Auslöser der Übelkeit kannst Du aktiv etwas tun.

Was Du nun tun kannst

  • Achte bewusst auf die Auslöser Deiner Übelkeit (wie Gerüche, Geschmack, Stress).
  • Informiere Dich über Entspannungsübungen bei Übelkeit.
  • Frage Dein Behandlungsteam nach Maßnahmen gegen Übelkeit.

Quellen

  • Hübner, J., Dubois, C., Jahn, F., & Jordan, K. (2019). Übelkeit und Erbrechen in der Onkologie. Der Onkologe, 25(1), 75-86.Taghizadeh, H., & Benrath, J. (2019). Tumorschmerztherapie. In Pocket Guide Schmerztherapie (pp. 379-397). Springer, Berlin, Heidelberg.
  • Struve, S., & Ringwald, J. (2019). Antikoagulation bei onkologischen Patienten. Laryngo-Rhino-Otologie, 48(01), 21-26.
  • National Cancer Institute (2020). Nausea and Vomiting Related to Cancer Treatment (PDQ®)–Patient Version. Stand: 12.03.2020. Abgerufen am 09.11.2022 von www.cancer.gov
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Geschrieben von Dipl. Biol. Esther Witte
Medizinischer Autor
Esther Witte ist erfahrene Diplom-Biologin und Texterin mit einem umfassenden Hintergrund in der Forschung, Studienadministration und Prozessanalyse. Seit 2015 geht Esther Witte selbstständig ihrer Leidenschaft als Texterin im Berliner Umland nach.
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