Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 18. August 2022
In diesem Artikel erfährst Du:
- wie Du mit ausfallenden Haaren umgehst
- was Dir den Haarausfall erleichtern kann
- wie Du die Kopfhaut pflegst
- welche Therapien zu Haarausfall führen können und wann die Haare wieder nachwachsen
Im Rahmen der Krebsbehandlung kann es sein, dass Deine Haare dünner werden oder ausfallen. Die gute Nachricht: Meist wachsen sie nach dem Ende der Therapien wieder.
Wenn es um das Kopfhaar geht, kann es sein, dass Du Dich durch den Haarausfall belastet fühlst. Du hast mehrere Möglichkeiten, diese Nebenwirkung der Krebstherapie für Dich etwas leichter zu machen und Deine dünneren Haare bzw. die Kopfhaut zu pflegen.
Vor dem Haarausfall oder wenn er beginnt
Je nachdem, welche Behandlung Du erhältst, kann der Haarausfall unterschiedlich stark sein. Bislang gibt es aus wissenschaftlicher Sicht keine sichere Möglichkeit, Haarausfall vorzubeugen, zu verzögern, zu reduzieren oder medikamentös zu behandeln, wenn er denn auftritt.
Gut abwägen: Nutzung einer Kühlkappe
Wenn Deine Therapie einen Haarausfall sehr wahrscheinlich macht, kann eine Kühlkappe während der Behandlung erwogen werden.
Wichtig ist zu bedenken, dass eine Kühlung des Kopfes und damit der Haarwurzeln zwar einerseits dazu führen kann, dass weniger Chemotherapie an die Haarwurzel kommt. Die Kühlung führt nämlich dazu, dass die Kopfhaut weniger stark durchblutet wird. So kommt auch weniger Chemotherapie an.
Auf der anderen Seite könnten durch eine Kühlung aber auch Krebszellen geschützt werden, die sich eventuell in diesem Bereich befinden. Es gilt also, Nutzen und Risiken gegeneinander abzuwägen. Dein Behandlungsteam kann Dich dazu beraten.
Folgende Tipps zur Haargesundheit kannst Du zudem versuchen:
- Haarwäsche: Wasche Dein Haar nur alle paar Tage. Nutze ein sanftes Shampoo. Du kannst zum Beispiel in der Apotheke nach einem passenden Produkt fragen. Zum Ausspülen verwendest Du lauwarmes Wasser.
- Haarpflege: Verwende eine weiche Bürste. Übe wenig Druck oder Zug beim Durchbürsten oder Kämmen aus.
- Styling: Super ist, wenn Dein Föhn verschiedene Temperaturstufen hat. Am besten verwendest Du ihn dann auf der kalten Stufe. Verzichte auf den Einsatz von Lockenstäben, Glätteisen und Ähnlichem. Vermeide es, Deine Haare zu färben oder Haargel und Haarspray zu nutzen. Frisiere Dein Haar sanft und vermeide beispielsweise straffe Zöpfe.
Das Haar fällt aus – was erleichtert die Situation?
- Kurzhaarfrisur: Lass Dir Deine Haare kürzer schneiden. Bei kurzen Haaren fällt der Haarverlust nicht so sehr auf. Wenn Du erwartest, dass Dein Haar komplett ausfällt, kann es auch Sinn ergeben, dass Du die Haare ganz kurz schneidest. So greifst Du dem Haarausfall voraus und musst Deine Haare nicht über eine längere Zeit einsammeln, wenn sie ausgefallen. Möchtest Du das nicht, kann der folgende Tipp helfen.
- Haarnetz oder Tuch: Diese Hilfsmittel sorgen dafür, dass Du nicht überall Deine Haare verlierst und permanent mit dem Haarausfall konfrontiert bist.
- Perücken-Spezialist: Besuche frühzeitig ein Perücken-Studio, wenn Du eine Perücke tragen möchtest. Denn solange Du Dein Haar noch hast, kann der Perücken-Spezialist leichter eine Perücke finden, die Deiner ursprünglichen Frisur sehr ähnlich ist. Wenn Du möchtest, kannst Du auch ein Foto von Deiner Lieblingsfrisur mitbringen.
- Sprechen: Viele Menschen sind wütend, deprimiert oder schämen sich für den Haarausfall. Es kann Dir helfen, diese Gefühle laut auszusprechen – vielleicht sogar mit Menschen zu sprechen, denen es genauso geht. Selbsthilfegruppen sind hier die perfekte Anlaufstelle.
Aber auch ein offenes Gespräch mit Deiner Familie und Deinen Freunden kann Dir guttun. Professionelle Unterstützung findest Du zudem bei einer Psychoonkologin oder einem Psychoonkologen.
Tuch, Kappe oder Perücke – finde Deine Alternative
Manche Menschen tragen nach dem Haarausfall eine Glatze, andere nutzen verschiedene Kopfbedeckungen. Dazu gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten:
- Perücke: Du hast die Wahl zwischen Kunsthaar- und Echthaarperücken. Der Tragekomfort und die Optik sind ähnlich. Preis und Pflegeaufwand sind sehr unterschiedlich. Wichtig: Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich nach ärztlicher Verordnung an den Kosten. Bist Du privat versichert, hängt die Kostenübernahme von Deinem Versicherungsvertrag ab.
- Tücher: Nutze Tücher aus weichen, hautschonenden Materialien wie Seide, Baumwolle oder Leinen. Einige Menschen empfinden ein Tuch angenehmer auf dem Kopf als die Perücke. Je nachdem, welche Bindetechnik Du nutzen möchtest, eignen sich die Formate 90 x 90 cm oder 50 x 160 cm.
- Mützen, Hüte und Bérets: Schmücke und schütze Deinen Kopf mit einer Kopfbedeckung. Viele Frauen fühlen sich wohler, wenn sie Ohrringe, Schals oder Lippenstift in passenden Farben dazu kombinieren – die Accessoires helfen, den fehlenden „Schmuck“ durch die Haare auszugleichen.
- Zu Hut & Co. kannst Du auch ein sogenanntes „Echthaarband“ ergänzen – Du kannst den Begriff im Internet suchen und findest schnell Ergebnisse dazu. Viele mögen die Variante mit Haarband und Kopfbedeckung, da das Haarband wie langes Haar wirkt, dabei ist der Tragekomfort höher als bei einer Perücke.
Schütze Deine Kopfhaut nach dem Haarausfall
Die Medikamente oder die Bestrahlung haben möglicherweise nicht nur die Haarwurzeln, sondern auch Deine Kopfhaut angegriffen. Deshalb braucht Deine Kopfhaut nach dem Haarausfall besondere Pflege.
- Reinigung: Wasche Deine Kopfhaut mit lauwarmem Wasser und einer milden Seife.
- Pflege: Massiere Deine Kopfhaut sanft mit einer fetthaltigen Creme oder Körpermilch.
- UV-Schutz: Deine Kopfhaut ist nun besonders empfindlich. Sonnencreme oder eine Kopfbedeckung schützen Dich vor der UV-Strahlung.
- Schutz vor Kälte: Mützen, Tücher oder Perücken können Deinen Kopf vor Kälte und Zugluft schützen. Im Winter ist Dir vielleicht auch eine Mütze aus dünner Baumwolle beim Schlafen angenehm.
- Schutz des nachwachsenden Haars: Es ist gut, wenn Du zunächst sehr sanft mit dem nachwachsenden Haar umgehst. Vermeide häufiges Bürsten, Locken und Föhnen. Wasche Dein Haar nicht so häufig.
Wann fallen die Haare aus und wann wachsen sie wieder nach?
Verschiedene Therapien können Haarausfall hervorrufen. Frage Dein Behandlungsteam. Es kann Dir genau sagen, wie stark und wann Du mit Haarausfall bei Deiner Art der Therapie rechnen musst. Es kann Dir auch Hilfestellungen, Tipps und Adressen geben.
Grundsätzlich ist bei folgenden Therapien Haarausfall als Nebenwirkung möglich:
- Eine Chemotherapie greift nicht nur die Krebszellen an, sondern kann unter anderem auch der Kopfhaut und Deinen Haaren schaden. Die Kopfhaut wird zum Beispiel trocken und empfindlich, Deine Haare können ausfallen. Nicht alle Chemotherapien verursachen Haarausfall. Wenn die Haare ausfallen, beginnt das in der Regel innerhalb von 1 bis 3 Wochen nach Beginn der Behandlung. Oft wachsen Deine Haare 2 bis 3 Monate nach Ende der Behandlung wieder nach. Das Haar wird zunächst sehr fein sein oder eine andere Struktur haben. Vielleicht ist es lockiger oder glatter. Mit der Zeit wird die Haarstruktur sich wahrscheinlich wieder Deinen früheren Haaren annähern.
- Die Bestrahlung führt im Allgemeinen zu einem gewissen Haarausfall an der behandelten Körperstelle. Wie stark der Haarausfall ist, hängt von der Größe des behandelten Bereichs und der Strahlendosis ab.
Eine Strahlentherapie am Kopf verursacht immer einen gewissen Haarausfall. Hier dauert es oft 3 bis 6 Monate nach Ende der Behandlung, bis Deine Haare wieder wachsen. Wenn Du eine sehr hohe Strahlendosis erhalten hast, kann es sein, dass Dein Haar an der bestrahlten Körperstelle dünner oder gar nicht nachwächst. - Es gibt verschiedene Arten von zielgerichteten Krebsmedikamenten und Immuntherapien, die in unterschiedlichem Maße Haarprobleme verursachen können: Manchmal wächst das Haar langsamer, wird dünner, trockener oder brüchiger – es kann auch ganz ausfallen. Diese Nebenwirkungen setzen häufig einige Wochen bis 2 bis 3 Monate nach Beginn der Behandlung ein. Es kann andersherum aber auch mehr Haar wachsen – auch an ungewöhnlichen Stellen.
- Bei Hormontherapien werden die Haare häufig etwas dünner. Diese Nebenwirkung wird in der Regel mit der Zeit weniger oder hört innerhalb des ersten Jahres nach Beginn der Behandlung ganz auf.
Zusammengefasst
Deine Haare und Kopfhaut können sich durch Deine Krebserkrankung und die Behandlung verändern. Auch Beschwerden können auftreten. Aber Du kannst Dir die Situation erleichtern.
Das kannst Du tun
- Gehe sanft mit dem ausfallenden und auch mit dem nachwachsenden Haar um.
- Wähle eine Kopfbedeckung, die Dir gefällt und die Deine Kopfhaut schützt. – Sonnenschutz für die Kopfhaut ist bei dünnem Haar oder Glatze sehr wichtig!
- Speziell für Frauen mit Brustkrebs findest Du in Mika die Themenreise „Mit Brustkrebs leben”. Dort findest Du weitere Tipps zu Haaren, Haarausfall und Hilfe zu weiteren Nebenwirkungen der typischen Brustkrebstherapien.
Quellen
- Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen – Langversion 1.3, 2020, AWMF Registernummer: 032/054OL. Abgerufen am 16.08.2022 von www.leitlinienprogramm-onkologie.de
- Krebsinformationsdienst.de (2021). Haarausfall bei Krebs. Bei welchen Therapien die Haare ausfallen – was man dann tun kann. Stand: 16.07.2021. Abgerufen am 16.08.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
- Cancer Research UK (2019). Hair loss, thinning and cancer treatment. Stand: 12.07.2019. Abgerufen am 16.08.2022 von www.cancerresearchuk.org
- National Cancer Institute (2020). Hair Loss (Alopecia) and Cancer Treatment. Stand: 15.01.2020. Abgerufen am 16.08.2022 von www.cancer.gov