Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 9. November 2022
In diesem Artikel erfährst Du:
- wie Du Dich besser auf eine Aufgabe konzentrieren kannst
- wie Du mit einer gesunden Lebensführung und Achtsamkeit der Vergesslichkeit entgegenwirken kannst
Kannst Du Dich nur noch schwer konzentrieren? Gesprächen kannst Du nur noch kurz folgen und manchmal fallen Dir Dinge einfach nicht mehr ein? Damit bist Du nicht allein. Vielen Menschen mit Krebs geht es so.
Kurz erklärt: Woher kommt die Vergesslichkeit und was sind passende Therapien?
Forscherinnen und Forscher wissen noch nicht genau, was die Gründe für Vergesslichkeit und Schwierigkeiten mit der Konzentration bei Krebs sind. Ein wichtiger Auslöser könnte der Stress sein, der mit der Diagnose und Therapie verbunden ist. Doch wahrscheinlich sind noch weitere Faktoren beteiligt.
Das können unter anderem sein:
- Schlafstörungen
- Fatigue
- hormonelle Änderungen
- Verminderung der roten Blutkörperchen
- Nebenwirkungen von Medikamenten
Verschiedene Therapien und Maßnahmen können dann helfen, wie beispielsweise:
- Psychoonkologische Beratung
- Konzentrationstraining
- Entspannungstherapien
- Umstellen der Begleitmedikamente
- Therapien gegen hormonelle Veränderungen
- Psychotherapien gegen Ängste und Depressionen
Sprich in jedem Fall mit Deinem Behandlungsteam, wenn Du bei Dir selbst Vergesslichkeit und Konzentrationsprobleme feststellst. Zusätzlich kannst Du selbst Maßnahmen in Deinem Alltag ergreifen. Du kannst Deine Konzentration mit einfachen Tipps erhöhen.
9 Tipps für mehr Konzentration
Die Gefühle, Gedanken und Bedürfnisse während einer Krebserkrankung und auch danach können es Dir schwer machen, konzentriert zu bleiben.
Konzentrationstraining besteht auch darin, folgende Dinge zu lernen und zu beachten:
- Stille Deine Bedürfnisse (wie Hunger, Schlaf) vor Beginn einer Tätigkeit.
- Während einer Tätigkeit: Versuche, aufflackernde Gedanken zu anderen Themen rechtzeitig zu stoppen.
- Unterteile Deine Arbeit in kleine Abschnitte mit Pausen.
- Erledige keine zwei Aufgaben gleichzeitig.
- Führe Notizen für Erinnerungen und Kalender für Termine.
- Sprich Deine aktuelle Tätigkeit laut aus (wie zum Beispiel „Ich backe gerade einen Kuchen.“).
- Spiele als Konzentrationstraining Spiele, wie „Ich packe meinen Koffer“.
- Nimm Dir regelmäßig geistig fordernde Aktivitäten vor, wie Schach, Kreuzworträtsel, Handarbeiten oder Musik.
- Und nicht zuletzt: Sei geduldig mit Dir!
Auch ein gesunder Lebensstil kann Dir helfen
Achte auf folgende Dinge:
- Bewege Dich regelmäßig.
- Ernähre Dich gesund: Iss, was Dir schmeckt und guttut und möglichst abwechslungsreich.
- Achte auf ausreichend Schlaf.
- Verzichte auf Alkohol und Nikotin.
- Vermeide Stresssituationen oder suche Wege, sie zu verarbeiten.
Achtung: Warnsignale
Du solltest unbedingt zur Ärztin oder zum Arzt gehen, wenn:
- Du anhaltende Kopfschmerzen hast
- Du verwirrt, unkonzentriert oder orientierungslos bist
- Du Dir viele Sorgen über Dein Gedächtnis machst
- Du unter Sehstörungen oder Schwindelgefühlen leidest
- Du Schwierigkeit hast, Sprache zu benutzen oder zu verstehen
- Du Deinen Alltag nicht mehr bewältigen kannst
- Du Selbstverletzungsgedanken hast
Hier findest Du Hilfe, wenn Du verzweifelt bist – rund um die Uhr:
Telefonseelsorge: 0800/111 0 111 oder 0800/111 0 222 oder 116 123
Der Anruf ist kostenfrei.
Hab keine Bedenken, Hilfe zu suchen und anzunehmen. Jeder Mensch braucht in seinem Leben Hilfe – insbesondere in schweren Krisen.
Zusammengefasst
Vergesslichkeit und Konzentrationsschwierigkeiten können durch belastenden Stress aufgrund der Diagnose, durch die Behandlung sowie Ängste und Depressionen ausgelöst werden. Mit Therapien, Übungen im Alltag und einer gesunden Lebensführung kannst Du Vergesslichkeit entgegenwirken und Deine Konzentration erhöhen.
Das kannst Du tun
- Versuche mit Deinem Behandlungsteam die Ursachen Deiner Beschwerden herauszufinden und sie zu behandeln.
- Nutze die Alltagstipps aus diesem Artikel.
- Ernähre Dich ausgewogen, bewege Dich viel und schlafe ausreichend.
Quellen
- Kühne, Janna, Konzentrationsschwäche und Gedächtnisverlust unter oder nach einer Krebstherapie, 14.09.2018 in Krebsgesellschaft, abgerufen am 03.11.2022 von www.krebsgesellschaft.de
- American Society of Clinical Oncology (ASCO), Attention, Thinking, and Memory Problems, Dezember 2019, abgerufen am 03.11.2022 von www.cancer.net
- Hermelink, K., Bühner, M., Sckopke, P., Neufeld, F., Kaste, J., Voigt, V., Münzel, K., Wuerstlein, R., Ditsch, N., Hellerhoff, K., Rjosk-Dendorfer, D., Braun, M., von Koch, F. E., Härtl, K., Hasmüller, S., Bauerfeind, I., Debus, G., Herschbach, P., Mahner, S., & Harbeck, N. (2017). Chemotherapy and Post-traumatic Stress in the Causation of Cognitive Dysfunction in Breast Cancer Patients. JNCI: Journal of the National Cancer Institute, 109(10). doi.org
- Kein “Chemobrain” bei Brustkrebs, Deutsche Krebshilfe zu Pressemitteilung der Ludwig-Maximilians-Universität München – 04.05.2017, abgerufen am 03.11.2022 von www.krebshilfe.de
- Was ist Schuld am Chemobrain, 01.09.2015 in Pharmazeutische Zeitung Ausgabe 36/2015, abgerufen am 03.11.2022 von www.pharmazeutische-zeitung.de
- Amidi, A., Christensen, S., Mehlsen, M., Jensen, A. B., Pedersen, A. D., & Zachariae, R. (2015). Long-term subjective cognitive functioning following adjuvant systemic treatment: 7–9 years follow-up of a nationwide cohort of women treated for primary breast cancer. British Journal of Cancer, 113(5), 794–801.doi.org
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