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Fatigue: Was hilft gegen die dauerhafte Erschöpfung?

Fatigue: Was hilft gegen die dauerhafte Erschöpfung?

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Autor: Mika Redaktion
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 7. September 2022
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du: 

  • welche Belastungen mit der Fatigue einhergehen
  • wieso Du mit Deinem Behandlungsteam zunächst die Ursachen der Fatigue suchen solltest
  • wie Du sie mindern kannst und Tipps für Deinen Alltag

Fatigue ist anders als die Erschöpfung nach einer Aktivität wie Sport oder anstrengende Arbeit. Du empfindest viel eher eine körperliche, geistige und emotionale Müdigkeit bzw. Erschöpfung. Fatigue ist häufig bei Krebs: Schätzungsweise leiden rund 9 von 10 Menschen während der Krebstherapie daran und sie kann auch nach dem Ende der Behandlung anhalten.

Neben Müdigkeit, Kraftlosigkeit und Schwäche können auch folgende Dinge auf Fatigue hinweisen:

  • vermehrtes Schlafbedürfnis, oder auch Schlafstörungen
  • wenig Motivation
  • depressive, traurige und ängstliche Gefühle
  • Probleme, Dir Dinge zu merken oder Dich zu konzentrieren

Die Folgen von Fatigue

Unabhängig von der Ursache, die zu Fatigue geführt hat, müssen sich alle Betroffenen mit denselben Folgen auseinandersetzen:

  • Das Symptom ist für andere nicht sichtbar und daher oft schwer zu verstehen.
  • Du kannst Dich in Deiner Lebensqualität eingeschränkt fühlen: Fatigue wirkt sich auf alle Bereiche des täglichen Lebens aus – ein aktives Familienleben, ein anstrengender Arbeitstag oder Freizeitaktivitäten können sich unmöglich anfühlen.
  • Du bist womöglich psychisch sehr belastet, weil Du Dich machtlos gegen die andauernde Schlappheit fühlst.

Was tun, wenn Du Fatigue bei Dir vermutest?

Wichtig ist zunächst, dass Du herausfindest, welche Ursache die Fatigue haben kann. Informiere unbedingt Dein Behandlungsteam über Deine Erschöpfung. Es kann dann untersuchen, welche behebbaren Ursachen die Fatigue hervorrufen und Dir mit entsprechenden Maßnahmen helfen. 

Die Fatigue kann unter anderem ausgelöst werden durch:

  • die Krebserkrankung selbst und deren Therapie
  • psychisch belastende Situationen, die u.a. durch Ängste, depressive Verstimmungen, Schlafstörungen oder Schmerzen entstehen
  • Begleiterkrankungen
  • bestimmte Medikamente
  • Genuss- und Rauschmittel

Die möglichen Auslöser zu kennen, ist vor allem dann wichtig, wenn es körperliche Ursachen für Deine Erschöpfung gibt. Dein Behandlungsteam kann dann gezielt gegen die Symptome vorgehen. Aber auch, wenn die Ursache nicht klar ist oder Du sie nicht direkt vermeiden kannst, gibt es Wege, wie Du mit der Fatigue im Alltag besser zurechtkommen kannst.

Wie kannst Du Deinen Alltag mit Fatigue gestalten?

1. Teile Deine Kraft ein

  • Setze Prioritäten.
  • Bitte andere um Hilfe und verteile einige Deiner Aufgaben an Deine Mitmenschen.
  • Suche eine gute Balance zwischen Aktivität und Erholung.
  • Sage Termine ab, wenn sie Deine Kraft übersteigen.
  • Setze Dir erreichbare Ziele.
  • Lass Dich von Rückschlägen nicht entmutigen.

Hilfreich kann auch ein Energietagebuch sein, indem Du unter anderem notierst,

  • was Du tagsüber gemacht hast
  • wann Du aktiv warst
  • wann Du Dich ausgeruht und
  • wie Du Dich dabei gefühlt hast.

Dadurch kannst Du ein Gleichgewicht zwischen Über- und Unterforderung erzielen und langsam Dein Aktivitätsniveau steigern. Wenn Du erfährst, zu welcher Tageszeit Du Dich am fittesten fühlst, kannst Du in diesen Zeitraum Deine Aktivitäten legen.

Sieh Dir die Mika Themenreise „Erschöpfung mindern“ an. Dort bekommst Du viele hilfreiche Tipps, die Dir im Umgang mit Fatigue helfen und auch, wie Du ein Energietagebuch führst.

2. Bewege Dich viel!

Studien zeigen: Bewegung hilft erwiesenermaßen gegen Fatigue.

Durch moderates Kraft- und Ausdauertraining kannst Du Deine Lebensqualität positiv beeinflussen und den Teufelskreis aus Müdigkeit, schneller Erschöpfung und Konditionsverlust durchbrechen.

Auch wenn es sich vielleicht unmöglich anfühlt: Ein kurzer Spaziergang oder das Steigen von ein paar Treppenstufen sind ein guter Anfang!

Baue mehrmals täglich kleine Einheiten ein, wenn Dir eine längere Sporteinheit zu viel ist. Jede Bewegung zählt.

3. Versuche, Dich zu entspannen und den aktuellen Zustand zu akzeptieren

Wichtig ist auch Akzeptanz. Fatigue fördert Selbstzweifel, womöglich Wut auf Dich selbst, weil Du plötzlich die einfachsten Dinge nicht mehr schaffst. Es wird einfacher, wenn Du sie als Einschränkung des Alltags annimmst. Zumindest für den Moment, denn Fatigue kann auch wieder verschwinden.

Wenn Du einen Weg findest, mit der Müdigkeit zurechtzukommen, ohne dass Du Dich unter Druck setzt, kann das Deine Psyche sehr entlasten und die Symptome sogar mindern.

Folgende Dinge können Dir zudem Ruhe und ein entspanntes Gefühl geben:

  • Entspannungstechniken, wie Atemübungen oder Meditation
  • Strategien zum Stressmanagement
  • kognitive Verhaltenstherapien zum Erlernen von Kontroll- und Verarbeitungsstrategien
  • Massage
  • Yoga

Auch Gespräche sind wichtig: Entlastende Gespräche können Ängste und depressive Verstimmungen reduzieren und helfen, die Krankheit zu bewältigen. Wichtig ist sicher auch, dass Du offen mit Deiner Familie und Deinen Freunden über dieses Symptom sprichst, damit sie sich darauf einstellen und Dich entlasten können.

4. Prüfe, ob Dir eine angepasste Ernährung hilft

Eine ausgewogene Ernährung kann sich sehr positiv auf die Fatigue auswirken.

  • Iss viel Obst und Gemüse.
  • Sei mit tierischen Produkten sparsam.
  • Trinke genügend.

Mehr dazu erfährst Du im Artikel „Ernährung bei Fatigue“. Du findest ihn in den Empfehlungen unter diesem Artikel.

Zusammengefasst

Fatigue ist eine andauernde und belastende Müdigkeit. Sie kommt häufig vor bei Menschen mit einer Krebserkrankung. Es gibt keine Medikamente, die die Fatigue direkt mindern. Sport und andere Maßnahmen können Dir helfen, die Erschöpfung zu mindern und Deinem Alltag nachzugehen. Fatigue kann mit der Zeit auch wieder zurückgehen.

Das kannst Du tun

  • Beobachte Dich und lerne, wie Du Deinen Tag besser gestalten kannst.
  • Bewege Dich, so oft es geht.
  • Suche Wege, wie Du Dich psychisch entlasten kannst.
  • Iss abwechslungsreich, ausgewogen und nimm genügend Nährstoffe zu Dir.
  • Viele Tipps und Hilfestellungen gegen Fatigue findest Du in der Mika-Themenreise „Erschöpfung lindern“.

Quellen

  • Deutsche Krebsgesellschaft. (2018). Fatigue bei Krebs. Abgerufen am 20.07.2022. Update vom 05.07.2018. Verfügbar unter: www.krebsgesellschaft.de
  • Weise, Andrea and Hersche Cupelli, Ruth (2019) Fatigue aktiv entgegenwirken Energiemanagement-Schulung (EMS) bei Multipler Sklerose. UNSPECIFIED. Ergoterapie und Rehabilitation, 58 (1). pp. 16-20. Abgerufen am 20.07.2022 von repository.supsi.ch
  • Cancer research UK (2020). Tiredness with cancer (fatigue). Stand: 06.01.2020. abgerufen am 20.07.2022 von www.cancerresearchuk.org
  • Deutsches Krebsforschungszentrum. (2017). Fatigue bei Krebspatienten. Was tun bei Müdigkeit und Erschöpfung? Abgerufen am 20.07.2022. Update vom 17.10.2017. Verfügbar unter: www.krebsinformationsdienst.de
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Geschrieben von Mika Redaktion
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Das Redaktionsteam von Mika arbeitet mit medizinischen Fachleuten, ausgebildeten Journalisten, Fachexperten und Psychoonkologen zusammen.
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