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Das ist wichtig, wenn Dir schwindlig ist

Das ist wichtig, wenn Dir schwindlig ist

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Autor: Dr. Volker Henn
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 28. Juni 2023
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • welche Ursachen Schwindel haben kann
  • was wichtig ist, wenn Schwindel auftritt
  • wie Du mit Schwindel umgehen kannst

Plötzlich schwankt der Raum um Dich herum oder dreht sich wie ein Karussell? Du hast das Gefühl, Dein Gleichgewicht zu verlieren und fühlst Dich benommen?

Ein Schwindelanfall kann sehr unangenehm sein. Und ab einem gewissen Alter ist er gar nicht so selten: Etwa 1 von 3 Menschen über 65 Jahren leidet zumindest zeitweise daran. Oft lassen sich die Ursachen beheben. Manchmal kann Schwindel aber auch eine Begleiterscheinung bei einer Krebserkrankung und deren Therapien sein.

Was ist am wichtigsten, wenn Du Schwindel feststellst?

Wenn Dich plötzlich ein Schwindelgefühl überfällt, solltest Du zuerst einmal Ruhe bewahren. Setze Dich bequem hin und warte ab – meist verschwindet das Gefühl bald von selbst.

Du solltest aber mit Deinem Behandlungsteam über Deine Symptome sprechen. Das gilt besonders, wenn der Schwindel:

  • länger anhält
  • mit der Zeit stärker oder häufiger wird
  • während oder nach einer Behandlung auftritt
  • mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Sehstörungen, Sprechstörungen oder Lähmungen einhergeht

Wie gefährlich ist Schwindel?

Schwindel kann unangenehm oder sogar beängstigend sein. Gefährlich ist er aber meist nicht. Während er anhält, ist allerdings Dein Risiko für Stürze deutlich erhöht.

Du hast gleichzeitig starke Kopfschmerzen, Lähmungen oder Seh- und Sprachstörungen?

Dann solltest Du schnell ärztliche Hilfe suchen. In dieser Kombination kann Schwindel zu den Symptomen eines Schlaganfalls gehören.

Meist hat Schwindel jedoch eher harmlose Ursachen. Viele davon lassen sich beheben oder behandeln. Dazu zählen vor allem:

  • zu wenig Zucker im Blut
  • zu geringe Flüssigkeitsaufnahme (Dehydration)
  • zu schnelles Aufstehen
  • Stress, Aufregung, Ängstlichkeit
  • Blutdruckschwankungen
  • Herzprobleme
  • Infektionen
  • Erkrankungen oder Verletzungen des Innenohrs

Wann kann Schwindel bei Krebs auftreten?

Auch eine Krebserkrankung kann bei Dir Schwindelanfälle auslösen. Eine mögliche Ursache sind Krebsarten, die die Funktion der Nerven oder die Sauerstoffversorgung beeinträchtigen. Schwindel tritt daher häufiger auf bei:

  • Tumoren oder Metastasen im Gehirn
  • Krebsformen, die zu einer Blutarmut führen

Oft ist Schwindel auch eine Nebenwirkung der Krebstherapie. Das gilt vor allem, wenn die Medikamente bei Dir Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall auslösen. Dann verlierst Du viel Flüssigkeit – und die Neigung zu Schwindelanfällen nimmt zu. Schwindel ist eine häufige Folge von:

  • Chemotherapien
  • Zielgerichtete Therapien
  • Strahlentherapien, vor allem wenn das Gehirn oder das Rückenmark bestrahlt werden
  • Medikamenten, die Du begleitend zur Krebsbehandlung gegen Nebenwirkungen oder anderen Erkrankungen einnimmst

Wie entsteht Balance?

Das Gleichgewicht zu halten, ist gar nicht so einfach. Ohne das Innenohr wäre es sogar unmöglich: Dort befinden sich drei kreisförmige Kanäle, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Wenn Du Deine Position veränderst, gerät die Flüssigkeit in Bewegung. Winzige Sinneshärchen leiten dann einen Reiz ans Gehirn weiter. Gleichzeitig kommen dort Signale von Deinen Augen, Muskeln und Gelenken an. Dein Gehirn setzt all diese Informationen zusammen – so weiß es immer genau, wo Du Dich im Raum befindest.

Äußere Einflüsse können den Gleichgewichtssinn stören und Schwindel erzeugen. Dazu zählen u.a.:

  • Entzündungen, Infektionen oder Verletzungen des Innenohrs
  • eine schlechte Durchblutung des Innenohrs. Sie wird oft verursacht durch Flüssigkeitsmangel, niedrigen Blutdruck oder Blutarmut
  • widersprüchliche Signale von Innenohr und Auge, die das Gehirn verwirren
  • Erkrankungen des Gehirns, die die Informationsverarbeitung stören

So gehst Du mit Schwindel um

Wenn Dir plötzlich schwindlig ist oder sich der Schwindel verstärkt, solltest Du möglichst bald Dein Behandlungsteam informieren:

  • Beschreibe Deine Symptome genau.
  • Erkläre, in welchen Situationen sie auftreten.
  • Nenne alle Medikamente, die Du einnimmst.

Dann kann Dein Team meist schnell herausfinden, was die Schwindelanfälle auslöst und was jetzt zu tun ist.

Du kannst auch selbst aktiv werden. Manche Maßnahmen können die Zahl oder Stärke der Schwindelanfälle verringern. Andere Dinge können die möglichen Folgen mildern.

Je nach Ursache können folgende Tipps helfen:

  • Nimm viel Flüssigkeit zu Dir – über den Tag verteilt etwa 8 bis 12 Gläser mit je 250 Milliliter Wasser.
  • Verzichte auf Alkohol.
  • Trinke nicht zu viel Kaffee und andere Getränke mit Koffein.
  • Sei vorsichtig, wenn Du vom Sitzen oder Liegen aufstehst.
  • Benutze einen Gehstock oder ein Gehhilfe – das kann Dir helfen, das Gleichgewicht zu halten.
  • Gehe langsam und vorsichtig.
  • Fahre möglichst nicht selbst mit dem Auto.

Gibt es Übungen für zu Hause, die bei Schwindel helfen?

Hattest Du schon vorher Schwindelanfälle, die sich durch die Erkrankung verschlimmert haben? Oder hattest Du vielleicht bereits eine Neigung zu Schwindelanfällen, die erst durch den Krebs und die Behandlungen zum Vorschein kam? Gerade bei älteren Menschen kann das häufig der Fall sein.

In solchen Fällen können Gleichgewichtsübungen helfen. Du kannst sie zu Hause oder in einer Gruppe machen. Sie können den Schwindel wahrscheinlich nicht ganz unterdrücken, aber seine Auswirkungen lindern. Sprich mit Deinem Behandlungsteam: Es wird Dir Übungen vorschlagen oder passende Gruppen empfehlen.

Wie kann Dir Dein Behandlungsteam gegen Schwindel helfen?

Dein Behandlungsteam wird sich wahrscheinlich zunächst darauf konzentrieren, die Ursachen Deiner Schwindelanfälle anzugehen. Falls der Krebs selbst die Ursache ist, wird nach einer erfolgreichen Behandlung auch der Schwindel nachlassen. Oder Dein Team wird vielleicht Deine Therapie anpassen, wenn Deine Medikamente die Schwindelanfälle verursachen.

Bis diese Maßnahmen greifen, können bestimmte Medikamenten helfen. Sie können zwar nicht die Ursache der Schwindelanfälle bekämpfen. Aber sie können dazu beitragen, Deine Lebensqualität zu verbessern.

Zusammengefasst

Krebs kann ein Auslöser für Schwindel sein. Ursache ist dann entweder die Erkrankung an sich oder die Nebenwirkungen der Therapie. Der Schwindel selbst ist meist nicht gefährlich, erhöht aber das Risiko von Stürzen.

Das kannst Du tun

  • Dir ist plötzlich schwindlig? Oder bestehende Schwindel-Probleme werden stärker? Dann solltest Du Dein Behandlungsteam informieren.
  • Oft kannst Du mit einfachen Maßnahmen dem Schwindel vorbeugen und seine Folgen lindern:
    • Trinke ausreichend.
    • Vermeide zu viel koffeinhaltige Lebensmittel sowie Alkohol.
    • Beuge Stürzen vor.
    • Frage Dein Behandlungsteam, ob für Deine Situation vielleicht spezielle Medikamente oder Verhaltensweisen empfehlenswert sind.

Quellen

  • Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Schwindel – was steckt dahinter?, Stand September 2017, Patienten-information.de, abgerufen am 02.06.2023 von www.patienten-information.de
  • Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland, Was ist Schwindel?, Neurologen und Psychiater im Netz, abgerufen am 02.06.2023 von  www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org
  • Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Wie funktioniert der Gleichgewichtssinn?, 23.08.2017, gesundheitsinformation.de, abgerufen am 02.06.2023 von www.gesundheitsinformation.de
  • American Society of Clinical Oncology, Dizziness or Lightheadedness, Stand August 2022, cancer.net, abgerufen am 02.06.2023 von www.cancer.net
  • National Institutes of Health, Dealing With Dizziness, November 2021, News in Health, abgerufen am 02.06.2023 von newsinhealth.nih.gov
  • National Library of Medicine, Dizziness and Vertigo, 08.08.2016, Medline Plus, abgerufen am 02.06.2023 von medlineplus.gov
VH
Geschrieben von Dr. Volker Henn
Medizinischer Autor
Dr. Volker Henn ist Biochemiker und war lange in der Grundlagenforschung tätig. Heute arbeitet er als freier Wissenschaftsautor in Berlin. Neben dem Thema Krebs beschäftigt er sich vor allem mit Gen- und stammzelltherapien.
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