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Wie läuft eine Chemotherapie genau ab?

Wie läuft eine Chemotherapie genau ab?

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Autor: Mika Redaktion
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 2. November 2022
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • was vor der Chemotherapie wichtig ist
  • wie die Chemotherapie verabreicht werden kann
  • wie ein Port funktioniert
  • was Du danach zu Hause beachten solltest

Die Zusammensetzung der Chemotherapie wird individuell auf Dich angepasst, deshalb sind Abläufe und Dauer einer Chemotherapie von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Ein paar allgemeine Abläufe oder Vorüberlegungen sind jedoch häufig ähnlich. Du erfährst sie im Folgenden.

Vor der Chemotherapie

Deine Chemotherapie wird bestmöglich auf Deinen Körper und die Eigenschaften des Tumors abgestimmt. Oft werden verschiedene Wirkstoffe kombiniert, um den Behandlungserfolg zu erhöhen. Dafür werden die Art und das Stadium Deiner Erkrankung, genetische Risikofaktoren, mögliche Vorerkrankungen sowie Dein Alter und Geschlecht berücksichtigt.

Vorab werden einige Untersuchungen durchgeführt. Häufig sind es diese:

  • Bildgebende Verfahren: Vor einer Chemotherapie wird genau untersucht, wie weit sich der Krebs in Deinem Körper ausgebreitet hat, zum Beispiel mit Computertomografie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT) oder Ultraschalluntersuchungen.
  • Biopsie-Probe: Anhand von entnommenem Gewebe kann der Tumor genauer untersucht werden. Diese Untersuchung hilft dabei, die Chemotherapie auf die Eigenschaften des Tumors anzupassen.
  • Blutuntersuchung: Auch Dein Blut wird untersucht. Dabei wird z. B. geprüft, ob Du genug weiße und rote Blutkörperchen hast.
  • Medikamente: Es kann sein, dass Du vorab Medikamente gegen Übelkeit bekommst, sogenannte Antiemetika.

Wie ist der Ablauf der Chemotherapie?

Die ambulante Chemotherapie ist inzwischen am häufigsten, da die meisten Nebenwirkungen gut kontrolliert werden können. Dabei erhältst Du Deine Infusion in der Praxis oder Klinik und kannst nach einer kurzen Beobachtungszeit wieder nach Hause gehen. In vielen Fällen ist inzwischen auch eine Chemotherapie in Tablettenform möglich, die Du zu Hause einnehmen kannst.

Wenn Du ein erhöhtes Risiko für Nebenwirkungen hast, wird Dir Dein Behandlungsteam eine stationäre Chemotherapie empfehlen.

  • Dauer: Üblich sind 4–6 Therapiezyklen. Meist erfolgt nach 3 Chemotherapiezyklen eine Zwischenuntersuchung. Dabei wird überprüft, ob die Chemotherapie erste Wirkungen zeigt.
  • Abstände: Ein Zyklus bedeutet, dass Du an einem oder mehreren Tagen die Chemotherapie erhältst und danach eine Pause von mehreren Tagen oder Wochen folgt. Dann folgt der nächste Zyklus. Der genaue zeitliche Ablauf richtet sich nach Deiner individuellen Therapie.
  • Anpassungen: Je nachdem, wie Dein Körper auf die Therapie anspricht und wie stark Deine Nebenwirkungen sind, kann die Therapie angepasst werden. Wenn es Dir nicht gut geht, kann die Behandlung pausiert werden.
  • Nebenwirkungen: Es ist wichtig, dass Dein Behandlungsteam genau Bescheid weiß, wie es Dir geht. Du kannst Deine Symptome zum Beispiel im täglichen Mika-Check-Up dokumentieren. Suche immer das Gespräch mit Deiner Ärztin oder einem Arzt, wenn Du Nebenwirkungen feststellst oder Fragen zu Deiner Behandlung hast.

Wie bekommst Du die Chemotherapie?

Entweder Du kannst die Chemotherapie in Tablettenform nach Anweisung Deines Behandlungsteams zu Hause einnehmen oder Du bekommst die Chemotherapie mit einer Infusion über einen Venenzugang direkt ins Blut. Für die Infusion gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Venenverweilkatheter: Wenn Du nur wenige Infusionen bekommst, ist das die beste Wahl. Mit einer Nadel wird ein kleiner Plastikschlauch in Deine Vene gelegt (meist in der Armbeuge), daran kann die Infusion angeschlossen werden.
  • Zentraler Venenkatheter (ZVK): Der ZVK kann einige Tage bzw. wenige Wochen in einer herznahen Vene bleiben. Er wird unter örtlicher Betäubung in ein größeres Blutgefäß unter dem Schlüsselbein oder am Hals gelegt. Äußerlich wird der dünne Schlauch angenäht und mit einem Pflaster so befestigt, dass er Dich möglichst wenig stört.
  • Portkatheter: Ein „Port“ ist ein dauerhafter Zugang, der für den ganzen Chemotherapie-Zyklus im Körper bleiben kann. Er wird in einer kleinen Operation unter die Haut gesetzt und mit einer großen, herznahen Vene verbunden, meist unterhalb des Schlüsselbeins.

Wie funktioniert ein Port?

Damit nicht für jede Infusion in die Vene gestochen werden muss, wird Dir Dein Behandlungsteam wahrscheinlich einen Port empfehlen. Er erleichtert Dir den Ablauf und reduziert das Risiko von Entzündungen an der Einstichstelle. Du kannst über den Port auch andere Medikamente erhalten, zum Beispiel Schmerzmittel.

  • Was: Der Port ist eine ca. drei Zentimeter große Kammer aus Metall oder Kunststoff mit einer Membran und einem Schlauch, der in eine herznahe Vene führt.
  • Wo: Er wird Dir unter dem Schlüsselbein unter die Haut gesetzt und ist danach von außen oft nicht zu sehen, man kann aber eine kleine Erhebung ertasten.
  • Wie: Mit einer Spezialnadel kann die Infusion über die Membran in den Port geleitet werden. Die Wirkstoffe kommen so direkt in die Blutbahn.
  • Hygiene: Vor der Benutzung wird die Haut an der Einstichstelle immer gründlich desinfiziert. Dein Behandlungsteam spült den Port nach jeder Benutzung, in der Regel mit einer Kochsalzlösung.
  • Zu Hause: Du kannst ohne Probleme baden, duschen oder Sport machen, da der Port vollständig unter der Haut liegt.
  • Wie lange: Der Port kann auch über das Therapieende hinaus im Körper bleiben. Er kann für maximal 2.000 Nadelstiche benutzt werden. Häufig wird empfohlen, den Port für zwei bis drei Jahre nach Therapieende im Körper zu lassen. Denn sollte eine erneute Behandlung nötig sein, kann der Port problemlos wieder verwendet werden.
  • Entfernung: Wenn Du den Port nicht mehr brauchst, kann er mit einer örtlichen Betäubung ambulant entfernt werden. Bei Infektionen muss er sofort entfernt werden, damit keine Blutvergiftung entsteht.

Nach der Chemo: Vorsichtsmaßnahmen zu Hause

Durch die Behandlung wird Dein Immunsystem geschwächt, deshalb bist Du jetzt anfälliger für Erkältungen, Pilzinfektionen und andere Infektionen. Besonders an Tag 7–12 nach der Chemotherapie solltest Du Dich bewusst schützen.

  • Hygiene: Regelmäßiges und gründliches Händewaschen ist das Wichtigste.
  • Kontakte reduzieren: Vermeide Menschenmengen und öffentliche Verkehrsmittel.
  • Verletzungsrisiko: Vermeide Verletzungen, z. B. bei Gartenarbeit oder im Haushalt.
  • Haushalt: Achte auch im Umgang mit Lebensmitteln und Abfall auf Hygiene.
  • Haustiere: Da Haustiere Keime übertragen können, ist auch hier Vorsicht geboten. Vermeide den Kontakt mit Tierkot und lass Dir helfen. Wasche Dir anschließend am besten die Hände.

Bei ersten Anzeichen einer Infektion oder Fieber solltest Du Dein Behandlungsteam sofort informieren.

Zusammengefasst

Du erhältst eine Chemotherapie in Zyklen, die einen bestimmten zeitlichen Ablauf haben. Häufig erfolgt die Verabreichung über einen sogenannten Port, der als dauerhafter Infusionszugang für Deine Chemotherapie und einige Zeit darüber hinaus in Deinem Körper bleiben kann. Der Port kann für Dich angenehmer sein, da nicht für jede Infusion in die Vene gestochen werden muss.

Das kannst Du tun

  • Lass Dir den Ablauf Deiner Chemotherapie genau erklären.
  • Besprich mit Deinem Behandlungsteam, wie Dir die Chemotherapie verabreicht werden soll.
  • Frage nach, was Du zu Hause nach der Chemotherapie beachten musst.

Quellen

  • Wie läuft eine Chemotherapie ab? Häufige Fragen zur Krebsbehandlung mit Zytostatika, Krebsinformationsdienst, 24.01.2019, abgerufen am 26.10.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
  • Port zur Chemotherapie: Wie pflegen, wann entfernen?, Krebsinformationsdienst, 26.01.2019, abgerufen am 26.10.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
  • Chemotherapie, Deutsche Krebshilfe, abgerufen am 19.10.2022 von www.krebshilfe.de
  • Die Chemotherapie, Deutsche Krebsgesellschaft, 10.09.2014, abgerufen am 26.10.2022 von www.krebsgesellschaft.de
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Geschrieben von Mika Redaktion
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Das Redaktionsteam von Mika arbeitet mit medizinischen Fachleuten, ausgebildeten Journalisten, Fachexperten und Psychoonkologen zusammen.
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