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Tipps gegen Nervenschäden

Tipps gegen Nervenschäden

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Autor: Anna-Lena Becker
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 5. August 2021
Lesedauer ca.

Nach dem Lesen des Artikels weißt Du:

  • was Du vorbeugend gegen eine Polyneuropathie tun kannst
  • was Du unterstützend bei Beschwerden tun kannst
  • warum es so wichtig ist, Dein Behandlungsteam direkt über Beschwerden zu informieren

Wenn die Nerven durch die Krebstherapie angegriffen werden, geht das nicht spurlos an Dir vorbei. Du wirst die Schädigung durch Taubheit oder Kribbeln in Händen und Füßen bemerken. Es können auch Nervenschmerzen auftreten. Diese Beschwerden nennt man auch Polyneuropathie. Du selbst kannst einem schweren Verlauf entgegensteuern.

Erster Schritt: Informationen einholen

Erfrage bei Deinem Behandlungsteam, ob Du Krebsmedikamente bekommst, bei denen das Auftreten einer Polyneuropathie sehr wahrscheinlich ist. Denn die Nebenwirkung hat einen eindeutigen Zusammenhang zur Krebstherapie und tritt nicht bei jeder Behandlung auf!

Zweiter Schritt: Wachsam sein

Dir wurde mitgeteilt, dass Deine Krebsmedikamente sehr wahrscheinlich eine Polyneuropathie auslösen? Dann heißt es jetzt wachsam sein. Umso schneller Du Veränderungen wahrnimmst, desto schneller kannst Du Dein Behandlungsteam darüber informieren. So minderst Du das Risiko für einen schweren Verlauf und für bleibende Schäden.

Mit diesen 4 Tipps kannst Du vorbeugen und lindern

Sei körperlich aktiv

Bewegung ist das A und O gegen eine Polyneuropathie. Eine Kombination aus Ausdauer-, Kraft- und sensomotorischem Training hat sich in mehreren Studien als besonders effektiv erwiesen.

Solch eine gezielte Sporttherapie kann sogar verordnet werden. Sprich Dein Behandlungsteam darauf an. Selbst wenn Du momentan vielleicht körperlich nicht so fit bist. In den meisten Fällen ist gemeinsam mit spezialisierter Physiotherapie trotzdem eine angepasste Bewegungstherapie möglich.

Trainiere Dein Gleichgewicht

Durch eine Polyneuropathie wird sehr häufig das körperliche Gleichgewicht eingeschränkt. Deshalb ist es sinnvoll, Deinen Gleichgewichtssinn zu trainieren. Dazu eignen sich beispielsweise:

  • Balanceübungen auf einem zusammengerollten Handtuch
  • öfter mal auf nur einem Bein stehen, z. B. beim Zähneputzen
  • bestimmte Sportarten wie zum Beispiel QiGong, TaiChi oder Yoga

Trainiere Deine Finger und Zehen

Probiere diese Übungen aus – mindestens einmal am Tag:

  • Knete und Rolle einen Igelball.
  • Übe das Greifen in einer Schüssel, zum Beispiel mit angewärmten Bohnen oder Linsen.
  • Rolle mit den Zehen über ein Massagebrett.

Damit stimulierst Du die Nervenenden Deiner Füße und Hände.

Pflege Deine Hände und Füße

Gerade bei Taubheit kann es sein, dass Du Verletzungen oder Verbrennungen nicht gut spürst. Inspiziere Deine Hände und Füße deshalb täglich.

So vermeidest Du, dass sich eine Wunde infizieren kann und dies erst spät entdeckt wird. Die tägliche Selbstuntersuchung kannst Du mit Deiner Hautpflege verbinden. So tust Du Dir und Deiner Haut etwas Gutes.

Empfohlen ist die Anwendung von 5-10%igen harnstoffhaltigen Cremes. Wechselduschen werden oft auch als angenehm empfunden.

Wann solltest Du Dein Behandlungsteam ansprechen?

Sobald Du bemerkst, dass die Beschwerden Dich daran hindern, Deine alltäglichen Aufgaben zu erfüllen. Das kann bedeuten, dass Du zum Beispiel den Drehverschluss einer Flasche nicht mehr öffnen kannst oder es Dir schwerfällt, Gegenstände zu greifen. Und sowieso in jedem Fall, in dem sich die Symptome verschlechtern oder Schmerzen hinzukommen bzw. stärker werden.

Was macht Dein Behandlungsteam, wenn die Polyneuropathie stärker wird?

In diesem Fall wird genau untersucht, ob es sinnvoll ist, die Dosierung Deiner Therapie anzupassen oder eine Therapiepause einzulegen. So können sich Deine Nerven erholen und es wird verhindert, dass weitere Schäden auftreten.

Zusätzlich kann diskutiert werden, ob der Einsatz bestimmter zusätzlicher Medikamente gegen die Nervenschmerzen sinnvoll ist. Diese gibt es als Tablette zum Einnehmen oder auch als Creme zur Anwendung auf der Haut.

Zusammengefasst

Wenn Du schnell auf die ersten Anzeichen einer Polyneuropathie reagierst, kannst Du Beschwerden mindern. Entgegensteuern kannst Du zum Beispiel mit sporttherapeutischen Programmen, Balancetraining und nervenstimulierenden Übungen der Finger und Zehen.

Das kannst Du tun

  • Aktiv bleiben oder werden
  • Deine Finger und Zehen täglich trainieren
  • Deine Hände und Füße selbst untersuchen und gut pflegen

Quellen

  1. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen -Langversion 1.3, 2020,AWMF Registernummer: 032/054OL, www.leitlinienprogramm-onkologie.de abgerufen am: 11.06.2021
  2. D. Dartsch. Der Krebspatient in der Apotheke – Beratungswissen für die Praxis. 1.Auflage, Hamburg; 2020
  3. M. Heider, Wenn Füße und Hände kribbeln und schmerzen, Hamburger Krebsgesellschaft e.V., April 2016
  4. Krebsinformationsdienst.de (Internet), Neuropathie bei Krebspatienten – Beschwerden lindern. Letzte Aktualisierung 19.01.2018. Abgerufen am 11.6.2021. Verfügbar unter: www.krebsinformationsdienst.de
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