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Komplementär- und Alternativmedizin: Das musst Du wissen

Komplementär- und Alternativmedizin: Das musst Du wissen

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Autor: Mika Redaktion
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 7. Dezember 2022
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • mit welchen Behandlungen Deine Therapie begleitet werden kann
  • was der Unterschied zwischen alternativer und komplementärer Behandlung ist
  • was hilfreiche komplementäre Behandlungsmöglichkeiten sind

Ingwer gegen Übelkeit, Yoga gegen Erschöpfung oder Entspannungsübungen gegen Ängste: Auch Hausmittel und ergänzende Maßnahmen können Dich durch Deine Erkrankung begleiten – zusätzlich zur konventionellen Medizin. Häufig kannst Du sie eigenständig anwenden oder
durchführen und so selbst etwas zur Therapie beitragen.

Doch woher weißt Du, was zu Dir passt und was für Dich sicher ist?

Das findest Du heraus, wenn Du Dich über sogenannte komplementäre Behandlungen informierst. Im Folgenden bekommst Du einen Überblick über die Begrifflichkeiten zu klassischen und ergänzenden Therapien und was dahintersteckt.

Konventionelle Medizin

Der Begriff konventionelle Medizin (auch evidenzbasierte, wissenschaftlich orientierte, westliche Medizin oder Schulmedizin genannt) umfasst die Maßnahmen, die Deine Ärztin oder Dein Arzt in der Klinik oder Praxis empfiehlt bzw. anwendet. Bei Krebs gehören dazu meist eine oder mehrere der folgenden Therapien:

  • OP
  • Bestrahlung
  • Chemotherapie
  • Hormontherapie
  • zielgerichtete Therapie

Sogenannte supportive oder unterstützende Maßnahmen sind ebenfalls Teil der Schulmedizin: Sie kommen dann zum Einsatz, wenn der Krebs oder die Behandlung selbst Beschwerden hervorrufen. Folgende Beschwerden werden dabei zum Beispiel behandelt:

  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schmerzen
  • Infekte
  • psychische Probleme

Alle Maßnahmen der konventionellen Medizin sind wissenschaftlich untersucht. Viele Studien haben gezeigt, dass sie wirklich wirksam sind. Nur dann werden sie zugelassen und angewendet.

Komplementärmedizin

Bei der Komplementärmedizin (auch komplementäre Behandlung genannt) geht es um Behandlungen, deren Wirkung wissenschaftlich meist weniger gut untersucht ist.

Das Ziel: Sie sollen Nebenwirkungen der Krebstherapie lindern oder auch die Lebensqualität verbessern.

Sehr wichtig dabei: Sie werden zusätzlich zur konventionellen Medizin angewendet. Das Zusammenspiel aus konventioneller Medizin und komplementärer Medizin nennt man integrative Medizin.

Sicher hast Du beispielsweise schon von folgenden komplementärmedizinischen Behandlungen gehört:

  • Bewegungsübungen aus dem Bereich Yoga, Thai-Chi oder Chi-Gong
  • Entspannungsübungen wie Meditation oder Atemübungen
  • pflanzliche Mittel, wie z. B. Ingwer bei Übelkeit

Für manche komplementärmedizinische Maßnahmen gibt es erste Wirk-Hinweise, die weiter untersucht werden. Bei anderen sehr wenige oder keine.

Genau wie bei konventionellen medizinischen Therapien liegt auch die Entscheidung für oder gegen eine komplementäre Maßnahme bei Dir.

Wichtig ist, dass Du vor einer komplementären Behandlung immer mit Deinem Behandlungsteam sprichst. Der Grund: Manchmal können komplementäre Maßnahmen Wechselwirkungen mit Deiner Therapie haben oder in Deiner Situation nicht sinnvoll sein.

Vorsicht vor Alternativmedizin

Der Begriff „Alternativmedizin“ (oder alternative Behandlung) wird in der Alltagssprache manchmal genauso verwendet, wie der Begriff „Komplementärmedizin“.

Eigentlich bedeutet Alternativmedizin aber etwas anderes: Alternativmedizin wird anstatt der klassischen, konventionellen medizinischen Behandlung eingesetzt. Und das macht sie gefährlich! Deine Heilungs- und Überlebensaussichten sind ohne die konventionelle Medizin, allein mit der Alternativmedizin, deutlich schlechter. Das zeigen auch wissenschaftliche Studien.

Viele der alternativen Maßnahmen bringen zudem unangenehme oder gefährliche Nebenwirkungen mit sich. Gerade pflanzliche Mittel können sich besonders sanft anhören. Jedoch gibt es auch in Pflanzen Gifte, die Dir schaden können.

Beispiele für Verfahren der Alternativmedizin:

  • Vitaminkuren
  • spezielle Anti-Krebs-Diäten
  • Meditation als Mittel gegen Krebszellen
  • Gesundbeten

Diese Verfahren werden meist von nicht staatlich anerkannten Therapeutinnen und Therapeuten empfohlen und angewendet.

Bei folgenden Situationen ist besondere Vorsicht geboten:

  • Ein Anbieter verspricht Dir, dass seine Methode gegen alle Krebsarten hilft, bei allen Patientinnen und Patienten und in allen Krebsstadien: Ein solches Verfahren gibt es bisher nicht.
  • Du bekommst keine Unterlagen, mit denen Du Dich selbst einlesen kannst. Du kannst Dich nicht unabhängig beraten lassen und Dein Behandlungsteam nicht um eine Beurteilung bitten.
  • Du musst die Behandlung im Voraus bezahlen, vielleicht sogar mit Bargeld. Bei Problemen kannst Du Dein Geld meist nicht zurückbekommen.
  • Ein Mittel soll aus dem Ausland bestellt werden, etwa über das Internet. Das macht es für Dich schwer zu überprüfen, was Du geliefert bekommst. Oft ist die Qualität des Produkts dann nicht einwandfrei.

Zusammengefasst

Therapien der konventionellen Medizin sind wissenschaftlich untersucht und ihre Wirksamkeit ist bestätigt. Weitere Maßnahmen kannst Du auf Empfehlung oder nach Rücksprache mit Deinem Behandlungsteam zusätzlich ausprobieren. Diese weiteren Maßnahmen nennt man komplementäre Behandlung. Sie ist nicht zu verwechseln mit der Alternativmedizin. Sie wird anstatt einer konventionellen medizinischen Behandlung eingesetzt. Das ist nicht sinnvoll und kann für Dich gefährlich sein!

Das kannst Du tun

  • Frage Dein Behandlungsteam nach komplementären Behandlungen.
  • Wenn Du noch keine Empfehlung bekommen hast, frage zum Beispiel nach:
    • Entspannungstechniken gegen Druckgefühle und Ängste
    • Bewegungsübungen gegen Erschöpfung und viele weitere Beschwerden
    • pflanzliche Mittel gegen Nebenwirkungen der Therapien
  • Lass Dich nicht von Deinem Umfeld oder Erfahrungsberichten durcheinanderbringen, wenn Du von scheinbar wirksamen alternativen Therapien hörst. Sie dürfen die von Deinem Behandlungsteam empfohlene Therapie nicht ersetzen!
    • Nimm keine Vitamine oder andere Nahrungsergänzungsmittel ohne Absprache ein.
    • Besprich die Einnahme immer zuvor mit Deinem Behandlungsteam. Manchmal kommt Dir etwas harmlos vor, aber auch vermeintlich harmlose Vitamine oder Stoffe können
    • Wechselwirkungen mit Deinen Therapien haben.
  • Mach Dir bewusst, was Du selbst tun kannst. Probiere zum Beispiel in Absprache mit Deinem Behandlungsteam neue Bewegungsformen oder Entspannungsübungen aus. Beobachte, was Dir jetzt besonders guttut.

Quellen

  • Krebsinformationsdienst (2019). Alternative und komplementäre Methoden in der Krebstherapie: Ein Überblick. Gibt es die sanfte Medizin?, Stand: 06.01.2019, abgerufen am 23.11.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
    methoden/index.php
  • Krebsinformationsdienst, Informationsblatt (2022). KOMPLEMENTÄRE UND ALTERNATIVE KREBSMEDIZIN, Stand: 15.01.2022, abgerufen am 23.11.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
  • Onko-Internetportal der deutschen Krebsgesellschaft (2021). Komplementäre Medizin bei Krebs – Möglichkeiten und Grenzen, Stand: 25.10.2021, abgerufen am 23.11.2022 von www.krebsgesellschaft.de
  • National Cancer Institute (2022). Complementary and Alternative Medicine. Stand: 21.03.2022, abgerufen am 23.11.2022 von www.cancer.gov
  • Skyler B. Johnson, MD1; Henry S. Park, MD, MPH1; Cary P. Gross, MD2; et al. Complementary Medicine, Refusal of Conventional Cancer Therapy, and Survival Among Patients With Curable Cancers. JAMA Oncol. 2018;4(10):1375-1381. doi.org
  • Johnson, S. B., Park, H. S., Gross, C. P., & Yu, J. B. (2018). Use of Alternative Medicine for Cancer and Its Impact on Survival. Journal of the National Cancer Institute, 110(1), 10.1093/jnci/djx145. doi.org
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Geschrieben von Mika Redaktion
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Das Redaktionsteam von Mika arbeitet mit medizinischen Fachleuten, ausgebildeten Journalisten, Fachexperten und Psychoonkologen zusammen.
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