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Wie kannst Du mit Kindern über Krebs sprechen?

Wie kannst Du mit Kindern über Krebs sprechen?

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Autor: Dr. Simone Freitag
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 11. Januar 2023
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • wieso Du Deinem Kind von Deiner Erkrankung erzählen solltest
  • wie Du ein Gespräch vorbereiten kannst
  • wo Du Hilfe findest

Du hast das vielleicht selbst schon festgestellt: Eine Krebsdiagnose ist eine Familienangelegenheit. Deine Eltern, Dein Partner/in, Deine Kinder, Enkelkinder und auch Deine Freunde sind ebenso von der Diagnose betroffen wie Du.

Für Dich selbst und die Erwachsenen in Deinem Umfeld kann es herausfordernd sein. Aber wie kannst Du das alles Deinen Kindern erklären? Was brauchen sie jetzt?

Diese Fragen sind nicht allgemein zu beantworten. Jede Familie und jedes Kind ist anders. Nimm Dir daher Zeit und überlege Dir, wie Du mit Deinem Kind sprechen möchtest.

Wichtig: Du musst nicht alles alleine tragen. Hier findest Du Hilfsangebote:

Außerdem helfen Dir einige Überlegungen zur Vorbereitung auf ein Gespräch mit Deinem Kind.

Was macht das Gespräch mit einem Kind so schwer?

  • Das Kind ist vielleicht noch sehr jung und versteht die Situation noch nicht.
  • Du möchtest Dein Kind vor der Belastung schützen.
  • Du hast Angst vor Fragen, die Du nicht beantworten kannst.
  • Du möchtest für Dein Kind stark sein und nicht als krank gesehen werden.
  • Du möchtest nicht, dass Dein Kind Angst hat, dass Du stirbst.

Welche Gründe sprechen für ein offenes Gespräch mit den Kindern?

Fachleute raten, Kindern so früh wie möglich von einer Erkrankung zu erzählen.

Die Gründe:

Kinder haben feine Fühler und bekommen eine ganze Menge mit, auch wenn sie es nicht aussprechen. Kinder spüren, wenn sich etwas in der Familie verändert. Möglicherweise reagieren sie mit Stress. Wenn Kinder Stress empfinden, kann sich ihr Verhalten ändern. Zum Beispiel können Noten schlechter werden, sie können sich zurückziehen oder aggressiv handeln.

Kinder versuchen zudem, sich die Dinge selbst zu erklären oder haben vielleicht auch Fantasien darüber, was gerade passiert. Daher ist es wichtig, ihnen die Situation zu erklären und sie mitzunehmen. So können sie nicht selbst auf falsche Schlüsse kommen.

Gründe, die dafür sprechen, Deinem Kind von der Erkrankung zu erzählen:

  • Wenn Du es nicht erzählst, dann erzählt vielleicht ein anderer Deinem Kind davon.
  • Du kannst steuern, was Du Deinem Kind erzählst.
  • Dein Kind soll keine Angst haben, wenn Dein Aussehen sich verändert oder es Dir schlecht geht.
  • Dein Kind soll informiert sein und die Situation verstehen.
  • Dein Kind darf Dir Ängste erzählen und Fragen stellen.

Durch ein offenes Gespräch weiß Dein Kind, dass es zu Dir kommen kann mit seinen Gedanken und möglichen Ängsten. Es weiß, dass Du ihm die Fragen so gut, wie es geht, beantwortest. Es baut sich das Gefühl auf, dass Ihr es gemeinsam durch diese Zeit schafft. Dein Kind spürt Dein
Vertrauen und merkt, dass es in alles einbezogen wird und Dir wichtig ist.

Trotzdem sollst und musst Du Dir erst selbst Zeit nehmen, Deine Diagnose zu verarbeiten. Du musst Dich nicht unter Druck setzen.

Wie kannst Du es Deinem Kind erzählen?

Wenn Du die Möglichkeit hast, dann versuche, Dich auf ein Gespräch mit Deinem Kind bzw. Deinen Kindern vorzubereiten. Kinder sollten so gut wie möglich alle Fragen stellen können, die ihnen einfallen.

Beim Krebsinformationsdienst findest Du Beispiele, wie Du mit Kindern in unterschiedlichen Altersgruppen sprechen kannst (Keine Angst vor den eigenen Gefühlen: Das hilft beim Gespräch mit Kindern) KLICKE HIER.

Wenn Du mit einem Partner zusammenlebst, ist es gut, wenn Ihr Euch vorher abstimmt. So könnt Ihr Euch bei den Antworten abwechseln oder der andere kann einspringen, wenn Dir selbst keine gute Antwort einfällt.

Fragen, mit denen Du Dich (und Deinen Partner) vorbereiten kannst:

  • Wie schätze ich/wir die Situation ein?
  • Was davon möchte ich/wir den Kindern sagen? Tipp: Du musst Deinem Kind nicht jedes Detail erzählen. Gerade jüngere Kinder können nicht alles verstehen oder verwirrt sein. Was Du erzählst, sollte aber wahr sein.
  • In welcher Situation willst Du es Deinem Kind erzählen? Gut ist ein ruhiger Moment und eine Situation, in der ihr Zeit habt und Dein Kind im Anschluss Raum hat, immer wieder auf Dich zuzukommen.
  • Wie genau möchtest Du es Deinem Kind sagen? – Überleg Dir zuvor ein paar verschiedene Sätze.
  • Was antwortest Du, wenn die Frage kommt: „Musst Du sterben?“
  • Was passiert als Nächstes?
  • Gibt es etwas, das sich für Dein Kind ändern wird?

Wer muss noch informiert werden?

Da Dein Kind im Kindergarten oder in der Schule mit anderen Kindern und den Erzieherinnen/Erziehern oder den Lehrerinnen und Lehrern zusammen ist, wird es dort vermutlich von Deiner Erkrankung erzählen. Informiere daher die wichtigsten Lehrpersonen und Erzieherinnen und Erzieher. Dann können sie passend auf Dein Kind eingehen, zeigen Verständnis und können es bei Stress im Optimalfall auch mal auffangen.

Zusammengefasst

Fachleute empfehlen, dass Du Deinem Kind früh von Deiner Erkrankung erzählst und sie nicht verschweigst. Offene Gespräche geben Euch die Chance, die Zeit mit der Erkrankung gemeinsam und vertrauensvoll durchzustehen.

Das kannst Du tun

  • Bereite Dich auf das erste Gespräch mit Deinem Kind vor.
  • Zögere nicht, Dir Hilfe zu suchen. Es gibt auch Selbsthilfegruppen speziell für Familien, in denen ein Elternteil an Krebs erkrankt ist. Krebsberatungsstellen in Deiner Nähe können Dir weiterhelfen.
  • Du kannst Dich bei Fragen und Unsicherheiten auch an Dein Behandlungsteam wenden.

Quellen

  • Krebsinformationsdienst (2018). Wenn Eltern Krebs haben: Kindern die eigene Krankheit erklären. Warum ehrliche Antworten das Vertrauen stärken. (Stand: 09.05.2018). Abgerufen am 30.12.2022 von www.krebsinformationsdienst.de
  • Onko-Internetportal der deutschen Krebsgesellschaft (2017). Was Kindern krebskranker Eltern hilft. (Stand: 10.07.2017). Abgerufen am 30.12.2022 von www.krebsgesellschaft.de
  • Trabert, G., & Zimmermann, A. (2007). Psychosoziale Situation von Kindern an Krebs erkrankter Eltern bzw. eines Elternteils. Studie an der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Nürnberg Fachbereich: Sozialwesen.
  • Barnes, J., Kroll, L., Burke, O., Lee, J., Jones, A., & Stein, A. (2000). Qualitative interview study of communication between parents and children about maternal breast cancer. Western Journal of Medicine, 173(6), 385–389.
  • Thastum, M., Johansen, M. B., Gubba, L., Olesen, L. B., & Romer, G. (2008). Coping, social relations, and communication: A qualitative exploratory study of children of parents with cancer. Clinical Child Psychology and Psychiatry, 13(1), 123–138. doi.org
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