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Für Dich gelesen: Ich brauche Euch zum Leben

Für Dich gelesen: Ich brauche Euch zum Leben

SS
Autor: Susanne Schwengler
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 20. April 2022
Lesedauer ca.

Diese Woche:

Ich brauche Euch zum Leben: Gemeinsam den Krebs besiegen
von Annette Rexrodt von Fircks

Seiten: 240
Erschienen: 12.02.2016, 1. Auflage
Verlag: Ullstein Buchverlage GmbH
ISBN: 978-3548376080

Das schreibt die Autorin:

Annette Rexrodt von Fircks erzählt von den Erfahrungen ihrer Krebserkrankung: Sie beschreibt autobiografisch ihre Erlebnisse in der Therapiezeit und ihre Rückkehr in den Alltag.

Die Situation als krebskranke Mutter von drei kleinen Kindern hat der Autorin gezeigt, wie wichtig ein offener Umgang innerhalb der Familie für alle Angehörigen ist. Besonders die Unterstützung von Familie und Freunden hat sie im Umgang mit Diagnose und Therapie gestärkt.

Die Autorin beschreibt auch Tiefpunkte, große Hilflosigkeit und Verzweiflung, und wie ihr dabei Gespräche mit ihrem Behandlungsteam und ihrer Familie geholfen haben.

Das letzte Kapitel schreibt die Autorin elf Jahre nach ihrer Brustkrebs-Diagnose. Rückblickend betrachtet sie die Zeit der Diagnosemitteilung und der Operation sowie Chemotherapie.

Abschließend findest Du ein Verzeichnis mit hilfreichen Adressen und Literaturempfehlungen.

Ziel des Buches:

  • Das Buch will Dich dazu ermutigen, während Deiner Krebstherapie selbständig und selbstbestimmt zu handeln.
  • Die Autorin zeigt Dir auf, wie Du gemeinsam mit Deinen Angehörigen und Freunden Deinen Weg mit der Krankheit durchlaufen kannst. Die Behandlung wird im Buch als „Gemeinschaftsprojekt“ betrachtet, wodurch sich Deine Lebensqualität verbessern kann. Dazu gibt Dir die Autorin Tipps und Hinweise.

Die Kernaussagen

  • Eine zuverlässige Familie und/ oder ein enger Freundeskreis sowie ihre Unterstützung während Deiner Behandlung ist die beste Therapie.
  • Durch soziale Kontakte, die Dir gut tun, kannst Du eine Lebenskrise, ausgelöst durch die Diagnose, bewältigen.
  • Du bist in der Lage, Dir selbst zu helfen und Dir selbst Hilfe zu suchen. Du bist die Expertin bzw. der Experte für Dich, Deine Bedürfnisse, Ängste und Sorgen. Die Frage „Was kann ich selbst tun, damit es mir besser geht?“ soll Dich leiten.
  • Gedanken über Tod und Sterben sind kein Tabuthema und sollen mit dem Behandlungsteam, mit Deiner Familie und im Freundeskreis besprochen werden und so einen Raum finden.

Das sagt die Mika-Fachredaktion:

Was ist positiv? 

  • Das Buch ist chronologisch von Beginn der Diagnosemitteilung über die Behandlungsphase hin zum Leben elf Jahre nach der Diagnose aufgebaut und es lässt sich gut folgen.
  • Du bekommst eine Fülle von Informationen und Tipps zur Unterstützung durch Selbstorganisation und Selbsthilfe. Diese Tipps umfassen den Kontakt mit der Familie (im Fall der Autorin: Ehemann, Kinder, Eltern), Freunden und zum Teil auch mit dem Behandlungsteam.
  • In vielen Kapiteln findest Du auch weiterführende Tipps, die der Autorin im Umgang mit ihrer Erkrankung geholfen haben (wie zum Beispiel Atemübungen, Planung von bestimmten Aufgaben wie Kinderbetreuung, Haushalt etc., Hinweise, wo Du Hilfe und Unterstützung findest, z. B. psychologische Behandlung, Selbsthilfegruppen).

Was ist negativ?

  • Nicht für jeden sind die Familie oder der Freundeskreis eine Hilfe bei der Bewältigung. Dies wird im Buch nur sehr kurz thematisiert und die Autorin zeigt kaum Alternativen auf.
  • Nicht jeder hat die Möglichkeit, im familiären Umfeld und bei Freunden Hilfe zu finden. Menschen mit Krebs haben vielleicht nicht genug positive Gedanken und Kraft, über die Behandlung hinaus selbst weitere Hilfe zu organisieren. Hierüber wird im Buch nicht geschrieben.
  • Die Unterstützung durch das Behandlungsteam kommt teilweise zu kurz. Die Autorin beruft sich in erster Linie auf Familie und Freunde.
  • Der Rückblick und die persönliche Erfahrung liegen schon mehr als zehn Jahre zurück. Das Buch ist aus dem Jahr 2016, eine Neuauflage des Buches von 2004. Die Erstdiagnose bekam die Autorin 1996. Dadurch hat die Autorin vielleicht mittlerweile einen anderen Blickwinkel entwickelt als in der Akutphase.
  • Das Buch ist aus der Perspektive einer jungen Mutter geschrieben und es liegt sehr viel Augenmerk auf genau dieser Lebensphase. So ist es eventuell nicht für alle Erkrankten interessant und hilfreich.

Fazit

Das Buch kann Mut und Hoffnung bei einer Krebsdiagnose vermitteln, denn Annette Rexrodt von Fircks erzählt von ihren persönlichen Erfahrungen und Strategien im Umgang mit Brustkrebs. Es steckt voller Anregungen, wie Du Familie und Freunde in Deine Krebstherapie miteinbeziehen kannst. Sollte Dein soziales Umfeld nicht stabil genug sein, ist das Buch wahrscheinlich keine Hilfe für Dich.

Auch wenn Du über Deine Erkrankung und Therapie schon gut informiert bist, kann Dir das Buch zusätzliche Ideen und Hinweise liefern. Ein Leitfaden, „den Krebs zu besiegen”, ist es hingegen nicht. Das Buch erscheint in einer Neuauflage des ursprünglichen Buches von 2004 aus dem Jahr 2016.

Über die Autorin

Annette Rexrodt von Fircks, geboren 1961 in Essen, ist diplomierte Übersetzerin und Dolmetscherin. Mit 35 Jahren, als Mutter von drei Kindern, erhielt sie die Diagnose Brustkrebs. Ihre Prognose war zunächst schlecht. Inzwischen sind viele Jahre vergangen und es geht ihr gut. In den früheren Beruf ist Annette Rexrodt von Fircks nach ihrer Erkrankung nicht zurückgekehrt. Sie schreibt Bücher und hält Vorträge im In- und Ausland. 2005 gründete sie die „Rexrodt von Fircks Stiftung für krebskranke Mütter und ihre Kinder“. Für ihre ehrenamtliche Arbeit als Stiftungsgründerin und Vorstandsvorsitzende wurde sie mehrfach ausgezeichnet. 2019 bekam die Autorin das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Quellen

  • Rexrodt von Fircks, A (2022):  Annette Rexrodt von Fircks – Autorin. Zur Person. www.rexrodtvonfircks.de [Abgerufen am 20.02.2022].
  • Rexrodt von Fircks Stiftung für krebskranke Mütter und ihre Kinder (o. J.): Annette Rexrodt von Fircks. www.rvfs.de [Abgerufen am 20.02.2022].
  • Brandes, S & Stark, W (2021): Empowerment/ Befähigung. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (2021): Alphabetisches Verzeichnis. leitbegriffe.bzga.de [Abgerufen am 20.02.2022].
  • Wright, M T (2020): Partizipation: Mitentscheidung der Bürgerinnen und Bürger. In: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) (2021): Alphabetisches Verzeichnis. leitbegriffe.bzga.de [Abgerufen am 20.02.2022].
SS
Geschrieben von Susanne Schwengler
Medizinischer Autor
Susanne Schwengler ist Gesundheitswissenschaftlerin und Physiotherapeutin mit den Schwerpunkten Neurologie (Bobath Erwachsene), Lymphdrainage, Sportphysiotherapie und gerätegestützter Krankengymnastik.
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