Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 5. August 2021
Nach dem Lesen des Artikels weißt Du:
- was die Wissenschaft zu grünem Tee sagt
- welcher Inhaltsstoff für die positiven Wirkungen verantwortlich ist
- worauf Du bei der Einnahme von grünem Tee achten musst
Es gibt zahlreiche Studien über grünen Tee und dessen gesundheitsfördernde Eigenschaften. In Bezug auf Krebs gibt es Studien mit Hinweisen auf:
- einen möglichen Schutz vor der Entstehung von Brustkrebs und Hals-Kopf-Tumoren
- eine positive Wirkung bei Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs und Darmkrebs
- ein mögliches vermindertes Risiko eines Wiederauftretens von Brustkrebs und Eierstockkrebs
Was steckt hinter dieser Wirkung von grünem Tee?
Hinter all den positiven Wirkungen steckt ein bestimmter Inhaltsstoff – das Epigallocatechingallat (Abkürzung EGCG). Hierbei handelt es sich um einen sekundären Pflanzenstoff aus der Gruppe der Polyphenole. Sekundäre Pflanzenstoffe sind Farb-, Duft- und Aromastoffe, die in Pflanzen vorkommen.
Das EGCG hat antioxidative Eigenschaften. Das bedeutet, es kann freie Radikale unschädlich machen. Im Körper sind freie Radikale Sauerstoffverbindungen. Sie sind instabil und verursachen sogenannten oxidativen Stress im Körper. Dieser Stress kann möglicherweise zu Krebs führen.
Wie eindeutig ist die Studienlage über grünen Tee?
Eine eindeutige Aussage zum Schutz vor Krebs durch grünen Tee kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht getroffen werden.
Die vorhandenen Studien über grünen Tee liefern sehr unterschiedliche Ergebnisse. Einige Studien weisen auf eine Anti-Krebs-Wirkung von grünem Tee hin, andere nicht. Auch die notwendige Qualität der Studien ist nicht immer gegeben. Somit lassen sich die Ergebnisse nicht gut miteinander vergleichen.
Vorsicht Wechselwirkungen
Es gibt eindeutige Hinweise, dass grüner Tee die Wirksamkeit einer Strahlen- und Chemotherapie beeinträchtigen kann. Das hängt mit den antioxidativen Eigenschaften zusammen.
Es gibt zwei Wirkstoffe, die nicht zusammen mit grünem Tee eingenommen werden sollten. Hierbei handelt es sich um Bortezomib und Sunitinib. Wenn Du eine Therapie mit einem der beiden Wirkstoffe bekommst und ergänzend einen Grüntee-Extrakt einnehmen möchtest, sprich dies unbedingt mit Deinem Behandlungsteam ab. Möglicherweise wird sonst durch den Grüntee-Extrakt Deine Krebstherapie in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt.
Tabletten mit Grüntee-Extrakt oder lieber eine Tasse Tee?
Grünen Tee gibt es nicht nur in seiner ursprünglichen Form als Teeaufguss. Sehr beliebt ist heute auch Matcha-Tee, eine pulverisierte Form der Teeblätter. Und dann gibt es auch noch Grüntee-Extrakte in Form von Tabletten zum Einnehmen. Diese sind häufig sehr hoch dosiert – eine Tablette enthält so viel EGCG wie mehrere Tassen grüner Tee. Vor allem bei den Extrakten ist die Gefahr für Wechselwirkungen mit den Krebsmedikamenten sehr hoch. Die Anwendung von Tabletten mit grünem Tee wird deshalb während der Krebstherapie nicht empfohlen.
Zusammengefasst
Die Datenlage zum Schutz vor Krebs durch grünen Tee lässt aktuell keine eindeutige Aussage zu. Von der Einnahme hochdosierter Extrakte solltest Du absehen.
Das kannst Du tun
- Sprich auf jeden Fall mit Deinem Behandlungsteam über eine geplante Einnahme von Grüntee-Extrakten.
- Informiere Dich, ob grüner Tee mit den bei Dir angewendeten Krebsmedikamenten Wechselwirkungen verursacht.
- Ist dies nicht der Fall, kannst Du unbedenklich und mit Genuss ein bis zwei Tassen grünen Tee am Tag trinken.
Quellen
- Faktenblatt EGCG (Grüner Tee), PRIO – Prävention und Integrative Onkologie – eine Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Krebsgesellschaft & Stiftung Perspektiven für Menschen, September 2020
- Krebsinformationsdienst.de (Internet), Deutsches Krebsinformationszentrum(DKFZ), Update vom 27.Juli2020, abgerufen am 13.6.2021 von www.krebsinformationsdienst.de
- H.-P. Lipp, Phytopharmaka der komplementären und alternativen Medizin – Ausgangspunkt für Wechselwirkungen in der Tumortherapie, FORUM 2017 · 32:411–415, Online publiziert: 4. Oktober 2017