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Was hilft bei Appetitlosigkeit?

Was hilft bei Appetitlosigkeit?

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Autor: Christiane Hübbe
Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Veröffentlicht am 8. April 2021
Lesedauer ca.

Nach dem Lesen des Artikels weißt Du:

  • warum Du Appetitlosigkeit ernst nehmen solltest
  • welche Tipps Dir bei fehlendem Appetit helfen könnten
  • welche Rezepte Du ausprobieren kannst

Essen ohne Appetit ist nicht einfach: Du siehst Speisen, die Du eigentlich magst, aber jetzt empfindest Du nur Abneigung oder vielleicht sogar Ekel? Du musst Dich förmlich zum Essen zwingen und isst dennoch weniger als gewöhnlich. Dadurch bekommt Dein Körper weniger Energie und Nährstoffe als er braucht. So kann Appetitlosigkeit zu einem Nährstoffmangel oder einem ungewollten Gewichtsverlust führen.

Besonders jetzt brauchst Du all Deine Kraft und solltest daher gut versorgt sein. Deshalb: Nimm Deinen Appetitverlust ernst und handle. Sprich darüber zunächst mit Deinem Behandlungsteam.

Warum leidest Du unter Appetitlosigkeit?

Appetitlosigkeit tritt häufig in Zusammenhang mit Krebs auf. Ursache ist die Krankheit selbst oder die Krebstherapie. Es gibt einige Faktoren, die Deinen Appetit verringern. Dazu zählen Probleme beim Schlucken, ein trockener Mund oder ein veränderter Geruch- oder Geschmackssinn. Schmerzhafte Entzündungen oder Infektionen der Mundschleimhaut, Übelkeit und Verdauungsprobleme können ebenfalls die Unlust zu essen verstärken.

Was kannst Du nun tun?

12 Tipps bei Appetitlosigkeit

Tipp 1: Speisen appetitlich anrichten

Das Auge isst mit! Eine liebevoll zubereitete Mahlzeit, schön dekoriert, lädt eher zum Probieren ein. Je bunter, desto besser: Wähle Gemüse in allen Farben und nimm Dir Zeit, die Mahlzeiten ansprechend zu dekorieren. Mach doch von Deinem Meisterwerk ein Foto für spätere Inspirationen!

Tipp 2: Mehrere kleine Mahlzeiten

Eine riesige, gut gemeinte Portion kann entmutigen. Insbesondere, wenn jeder Bissen Überwindung kostet. Kleine, appetitliche Portionen wirken weniger einschüchternd und sind besser bekömmlich: Versuche statt der herkömmlichen 3 Hauptmahlzeiten lieber 5-6 kleinere.

Tipp 3: Langsam essen und gut kauen

So ist die Nahrung leichter zu schlucken und die Verdauung für Deinen Körper einfacher. Fällt es Dir schwer, nimm einen Schluck Wasser dazu, um die Nahrung im Mund zu verflüssigen.

Tipp 4: Kalte oder lauwarme Mahlzeiten

Heiße Mahlzeiten wie Suppen sind schwieriger zu schlucken und zu essen als kalte. Zudem können sehr heiße Speisen die Schleimhäute verletzen. Außerdem riechen heiße Speisen oft intensiver, was Du vielleicht als unangenehm empfindest. Was bekommt Dir besser?

Tipp 5: Meide Kohl, Zwiebeln, Linsen – alles, was bläht oder Fettes!

Sehr fettige oder ballaststoffhaltige Mahlzeiten liegen lange und schwer im Magen. Rohkost sowie blähende Lebensmittel, wie zum Beispiel Linsen, Kohl oder Zwiebeln, könnten für Dich unangenehm sein. Kohlenhydratreiche, gegarte Lebensmittel, wie Kartoffeln, Nudeln oder Reis, sind dagegen bekömmlicher.

Tipp 6: Lebensmittel schonend zubereiten

Da Du eventuell nur kleine Mengen essen kannst, sollten in den Lebensmitteln, die Du isst, möglichst viele Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe enthalten sein. Durch die Zubereitung können aber viele Vitamine verloren gehen, zum Beispiel beim Kochen oder scharfen Anbraten. Du kannst die Vitamine erhalten, wenn Du möglichst wenig Garflüssigkeit und eine geringere Temperatur beim Kochen wählst.

Tipp 7: Unverarbeitete Lebensmittel verwenden

Stark verarbeitete Lebensmittel enthalten weniger wichtige Inhaltsstoffe als naturbelassene. Durch die Herstellungsprozesse gehen sie verloren. Ein gutes Beispiel ist Weißmehl, das wegen der stärkeren Vermahlung weniger Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe enthält als Vollkornmehl. Wähle vor allem unverarbeitete Produkte wie zum Beispiel Obst und Gemüse, die bestenfalls nur aus sich selbst bestehen.

Tipp 8: Sparsam würzen

Wenn Du auf intensive Gerüche sensibel reagierst, ist es besser, Dein Essen sparsam zu würzen. Curry, Nelken und Knoblauch zählen zu den stark riechenden Gewürzen. Auch der Geruch von stark gebratenem Fleisch oder Fisch kann als unangenehm wahrgenommen werden.

Tipp 9: Vorratshaltung

Bleibt der Appetit aus, fällt das Essen schwer. Umso wichtiger ist es, einen Vorrat an Lebensmitteln zu haben, falls die Lust wiederkommt. Fülle Kühlschrank, Gefrierfach und Vorratsschrank mit vielen verschiedenen Lebensmitteln und Snacks. Wähle Produkte, die Dir immer gut geschmeckt haben. Und wenn Du etwas mehr kochst, friere eine Portion ein. So bist Du auf alles vorbereitet und hast schnell und unkompliziert etwas Leckeres griffbereit.

Tipp 10: Iss viel Eiweiß

Fleisch zu essen, ist für Dich gerade unvorstellbar? Die Abneigung entwickelt sich oft durch mögliche Geschmacksveränderungen. In diesem Fall fehlen Dir wichtige Quellen für Proteine – das Baumaterial für Deine Muskeln! Zum Glück gibt es weitere Proteinquellen wie Milchprodukte (Käse, Quark), Eier und pflanzliche Quellen, wie zum Beispiel Sojaprodukte (Tofu), die Dir helfen, die wichtigen Proteine aufzunehmen und einem Muskelabbau entgegenzuwirken.

Tipp 11: Den Appetit mit Bitterstoffen anregen

Bittere Speisen regen die Speichelbildung an und wirken appetitanregend. Du kannst versuchen, bitter schmeckende Lebensmittel gezielt in Deinen Speiseplan einzubauen, wenn Du sie essen magst. Hierzu gehören zum Beispiel Chicoree sowie grüner oder schwarzer Tee.

Tipp 12: Anderes Besteck verwenden

Hast Du einen metallischen Geschmack im Mund? Dieser kann durch gewöhnliches Metallbesteck verstärkt werden. Du kannst den Geschmack eventuell abmildern, wenn Du stattdessen Besteck aus Kunststoff verwendest.

Zusammengefasst

Du kennst Deinen Körper am besten, höre genau auf ihn. Was verträgst Du am besten? Was bekommt Dir nicht? Gibt es Lebensmittel, die Du leichter essen kannst als andere? Alles, was es für Dich angenehmer macht, etwas zu essen, ist erlaubt.

Was Du tun kannst

  • Richte Speisen appetitlich an („das Auge isst mit“).
  • Wähle mehrere kleine Mahlzeiten.
  • Iss langsam und kaue gut.
  • Probiere kalte oder lauwarme Mahlzeiten aus.
  • Meide schwer bekömmliche, blähende Lebensmittel.
  • Bereite Lebensmittel schonend zu: wenig Garflüssigkeit, geringe Hitze.
  • Wähle unverarbeitete Lebensmittel.
  • Vermeide intensive Gewürze, wenn ihr Geruch unangenehm für Dich ist.
  • Leg Dir einen Vorrat an, um auf Appetit immer vorbereitet zu sein.
  • Iss viel Eiweiß: Fleisch, Fisch, Tofu, Eier, Milchprodukte, Vollkornprodukte.
  • Probiere bittere Lebensmittel, sie können den Appetit anregen.
  • Vermeide metallischen Geschmack durch Kunststoffbesteck.

Quellen

  • Deutsches Krebsforschungszentrum, Ernährung bei Krebs, Informationsartikel, 28.11.2014, abgerufen am 25.02.2021 von www.krebsinformationsdienst.de
  • Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Mangelernährung und Tumorkachexie, Fachartikel 30.01.2015, abgerufen am 26.02.2021 von www.krebsgesellschaft.de
  • Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Geschmacksstörung als Nebenwirkung einer Krebstherapie, Informationsartikel 20.04.2017, abgerufen am 25.02.2021 von www.krebsgesellschaft.de
  • Deutsche Krebshilfe; Deutsche Krebsgesellschaft, Ernährung bei Krebs, 01.2020 Seite 41- 55, abgerufen am 27.02.2021 von www.krebshilfe.de
  • Rezept Grundlage: Energie Bällchen www.einfachbacken.de
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Geschrieben von Christiane Hübbe
Medizinischer Autor
Christiane Hübbe ist Ökotrophologin und Ernährungswissenschaftlerin und spezialisiert auf gruppen- und kulturspezifische Ernährung sowie die Entwicklung von Online-Gesundheitsinhalten.
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