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Du nimmst ungewollt zu? Das kannst Du tun

Du nimmst ungewollt zu? Das kannst Du tun

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Autor: Mika Redaktion
Fachliche Prüfung: Dipl. oec. troph. Karin Kastrati
Veröffentlicht am 21. Dezember 2022
Lesedauer ca.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • was Du tun kannst, wenn Du ungewollt an Gewicht zunimmst
  • welche Ursachen die Zunahme haben kann

In Deiner Nahrung stecken Energie und Nährstoffe, die Du zum Leben und auch während der Krebstherapie brauchst. Daher ist das Ziel bei Krebs im Regelfall, dass Dein Gewicht bleibt, wie es ist: kein Zunehmen, kein Abnehmen.

Nach der Krebstherapie und in einigen wenigen Fällen kann es jedoch sinnvoll sein, dass Du etwas gegen eine Zunahme unternimmst. Eine stärkere Gewichtszunahme kann eventuell Entzündungen im Körper begünstigen und den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen.

Wichtig: Abnehmen solltest Du erst, wenn die Therapien abgeschlossen sind oder unter medizinischer Begleitung.

Wie lauten die Empfehlungen?

Empfehlungen zum Gewicht richten sich häufig nach dem sogenannten Body Mass Index, abgekürzt: BMI. Das ist eine Messmöglichkeit für Dein Gewicht, die auch Deine Größe berücksichtigt.

So rechnest Du Deinen BMI aus:
BMI = Gewicht in kg : (Größe in m)²

Wenn Du innerhalb von 6 Monaten mehr als 5 % Deines üblichen Körpergewichts zugenommen hast, gelten während der Erkrankung diese Empfehlungen:

  • BMI über 30 kg/m²: Vermeide eine weitere Zunahme. Für Dich könnte eine langsame und kontrollierte Gewichtsreduktion mit professioneller Unterstützung empfehlenswert sein. Sprich dazu mit Deinem Behandlungsteam.
  • BMI zwischen 25 kg/m² und 29,9 kg/m²: Vermeide eine weitere Zunahme.
  • BMI zwischen 20 kg/m² und 24,9 kg/m²: Versuche, Dein Gewicht stabil zu halten.
  • BMI unter 20 kg/m²: Für Dich kann eine Gewichtszunahme – bis Dein BMI zwischen 20 kg/m² und 24,9 kg/m² liegt – gut sein. Danach solltest Du Dein Gewicht stabil halten.

Während der Therapie brauchst Du Deine Kraft. Deshalb wird in fast allen Fällen nur eine Stabilisierung des Gewichts empfohlen und keine Gewichtsabnahme. Besonders von radikalen Ernährungsumstellungen raten Fachleute dringend ab. Diese können zu einem Nährstoffmangel führen und Dir schaden.

Nach Abschluss der Therapie kannst Du eine langsame Gewichtsabnahme – am besten mit professioneller Hilfe – mit Kraft und Elan angehen.

Was tun gegen ungewollte Zunahme?

Tipp: Sieh Dir auch die Mika-Themenreise „Ernährung bei Krebs“ an. Dort erfährst Du Hintergründe, Tipps und viele weitere Informationen zum Thema Essen und Krebs.

Der erste Schritt ist, die Ursache für Deine Zunahme zu finden. Bei Krebs können das sein:

  • Manche Krebsarten können zu einer Gewichtszunahme führen. Dazu zählen beispielsweise Brustkrebs, Prostatakrebs oder auch Tumore an den weiblichen Geschlechtsorganen.
  • Auch durch manche Therapien und Medikamente kannst Du ungewollt zunehmen. Zunahme ist eine mögliche Nebenwirkung unter anderem der Antihormontherapie. Es kann auch sein, dass Medikamente Heißhunger verstärken.
  • Krebs kann viele Gefühle mit sich bringen. Manchmal greifst Du vielleicht häufiger zu energiereichem Essen bei negativen Gefühlen. Kurzfristig kann Dir das guttun. Langfristig führt der Griff zu süßem und fettigem Essen wahrscheinlich zur Zunahme.

Folgende Fragen helfen Dir, die Ursache für die Zunahme zu erkennen:

  • Hat sich Deine Nahrungsaufnahme bewusst oder unbewusst verändert (isst Du vielleicht aus Frust oder Stress)?
  • Hast Du verstärkt Appetit?
  • Bewegst Du Dich weniger?
  • Nimmst Du Medikamente ein, wie z. B. Steroide?
  • Notiere, wie Deine typische Ernährung über den Tag aussieht. Was isst und trinkst Du zu welchen Zeitpunkten?

Beachte: In einigen Fällen kann das Abnehmen in Eigenregie sehr schwierig sein. Zum Beispiel, wenn Deine Gewichtszunahme von Deiner Erkrankung oder von Medikamenten kommt oder mit Wassereinlagerungen einhergeht. Zusammen mit Deinem Behandlungsteam kannst Du Dir ansehen, ob und wie Du der Ursache begegnen kannst.

Häufig kannst Du nur mit einer Kombination aus Ernährungs- und Bewegungstherapie langfristig und nachhaltig abnehmen. Auch, wenn die Zunahme eher an Deinen Gewohnheiten liegt. Es ist also immer gut, wenn Du früh professionelle Hilfe durch eine Diätassistentin/Ernährungsberaterin oder einen Diätassistenten/Ernährungsberater in Anspruch nimmst.

Zusätzlich kannst Du folgende Dinge – in Absprache mit Deinem Behandlungsteam – ausprobieren:

  • Wähle kalorienarme Lebensmittel: Nutze die Liste Energiedichte in Lebensmitteln. Sie hilft Dir, kalorienarme Varianten für Deine typischen Lebensmittel zu finden (z.B. Brot statt Croissant oder Kartoffeln statt Gnocchi).
  • Baue mehr energiearme Lebensmittel wie Gemüse in Deine Mahlzeiten und Deinen Tagesablauf ein.
  • Vermeide kalorienreiche Getränke.

Wichtig: Mache keine radikalen Diäten! Diese schwächen den Körper zu sehr und können zu Nährstoffmangel führen.

Zusammengefasst

Bei Krebs ist das Ziel, dass Du Dein Gewicht stabil hältst. Nur in Ausnahmefällen kann eine Abnahme zusammen mit professioneller Unterstützung sinnvoll sein. Nach dem Abschluss der Therapie ist eine langsame Gewichtsabnahme möglich, am besten mit professioneller Unterstützung.

Das kannst Du tun

  • Schreibe Dein Gewicht regelmäßig auf. So kannst Du erkennen, ob Du ungewollt Gewicht verlierst oder zunimmst.
  • Sprich mit Deinem Behandlungsteam, wenn Du Gewichtsänderungen feststellst.
  • Nimm während der Erkrankung und Therapien nicht auf eigene Faust ab. Suche Dir professionelle Unterstützung.
  • Zusätzlich kannst Du versuchen, Deinen Speiseplan kalorienärmer zu gestalten. Beachte: Nur eine langsame Gewichtsabnahme durch eine Kombination aus passender Ernährung und Bewegung ist sinnvoll.
  • Sieh Dir auch die Mika-Themenreise „Ernährung bei Krebs“ an. Dort erfährst Du Hintergründe, Tipps und viele weitere Informationen zum Thema Essen und Krebs.

Quellen

  • Arends, J., Bertz, H., Bischoff, S.C., Hermann, H. J., Holm, E., Horneber, M., Hütterer, E., Körber, J., Schmid, I. und das DGEM Steering Committee. (2015). S3-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin e.V. (DGEM) in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e. V. (DGHO), der Arbeitsgemeinschaft „Supportive Maßnahmen in der Onkologie, Rehabilitation und Sozialmedizin“ der Deutschen Krebsgesellschaft (ASORS) und der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung (AKE) Klinische Ernährung in der Onkologie. Aktuel Ernahrungsmed, 40(05), 1-74. dx.doi.org
  • Arbeitsgemeinschaft Prävention und Integrative Onkologie (PRIO) (ed.). (2016). Improving nutritional care for cancer patients in Germany. Joint position paper from the German Cancer Society‘s (GCS) Working Group on Prevention and Integrative Oncology (PRIO), in collaboration with other associations. Ernahrungs Umschau, 63(02), 43–47.
  • Erickson, N., Schaller, N., Berling-Ernst, A.P., Bertz, H. (2017) Ernährungspraxis Onkologie. Schattauer GmbH.
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  • Bertz, H. und Zürcher, G. (2014). Ernährung in der Onkologie: Grundlagen und klinische Praxis, Schattauer GmbH.
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Geschrieben von Mika Redaktion
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Das Redaktionsteam von Mika arbeitet mit medizinischen Fachleuten, ausgebildeten Journalisten, Fachexperten und Psychoonkologen zusammen.
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